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Daten zur Mobilität: Fernverkehre in Deutschland – vor Corona, 2022 und seit 9-Euro-Ticket

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David Hartmann

Daten zur Mobilität: Fernverkehre in Deutschland – vor Corona, 2022 und seit 9-Euro-Ticket

Im Verlauf der COVID-19-Pandemie fanden in Deutschland weit weniger Fernverkehrsbewegungen statt als davor. Das seit dem 1. Juni des Jahres erhältliche 9-Euro-Ticket hingegen beschert insbesondere dem Bahnfernverkehr deutliche Zuwächse.

Das Mobilitätsverhalten der Deutschen bezüglich der Fernverkehre im ersten Halbjahr 2022 hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 stark verändert. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) hervor, die auf anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten von Mobilfunkbetreibern basieren.

Für den Vergleich stellt Destatis die jeweiligen Durchschnittswerte mehrerer Kalenderwochen von 2022 den Daten aus den gleichen Kalenderwochen von 2019 gegenüber und nennt die jeweiligen prozentualen Abweichungen. Als Fernverkehre definiert das Bundesamt alle Fahrten von mehr als 30 Kilometer, unterscheidet aber nicht zwischen Personen- und Güterverkehr, privaten und gewerblichen Fahrten.

So lag die durchschnittliche Zahl der Fernverkehre auf Schienen in 2022 bis zu 37 Prozent unter dem im Vorkrisenjahr 2019, beim Flugverkehr sogar bis zu 65. Für den Straßenverkehr lässt sich das nicht sagen – hier liegt die Zahl der Fernverkehrsfahrten verglichen zu 2019 im bisherigen Verlauf des Jahres 2022 leicht höher. Zwar näherten sich beim Flug- und Schienenverkehr die Werte wieder dem Vorkrisenniveau an, doch einen sehr deutlichen Aufschwung für den Bahnfernverkehr bewirkte das 9-Euro-Ticket, das seit dem 1. Juni 2022 bundesweit verfügbar ist.

Schon in den ersten Juniwochen diesen Jahres ist die Zahl der Schienenfernverkehrsfahrten auf bis zu 56 Prozent gestiegen, verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2019. In den Wochen darauf pendelte sich der Wert bei ungefähr 40 Prozent mehr Fernfahrten als im Sommer 2019 ein.

Gleichzeitig ist ein moderater Rückgang der Straßenfernverkehre zu beobachten. Lagen die Werte im April und Mai 2022 um bis zu sieben Prozent über den vorpandemischen Werten, glichen sie sich diesen im Juni immer mehr an.

Datenquelle und Methodik

Der vom Statistischen Bundesamt (Destatis) freigegebene Datensatz enthält Informationen über die Veränderungen der Mobilität im Fernverkehr, gemeint sind Fahrten ab 30 Kilometern. Die Daten beziehen sich – aufgeteilt nach den unterschiedlichen Verkehrsmitteln – auf Durchschnittswerte für jeweils eine Kalenderwoche im ersten Halbjahr 2022 sowie auf Daten aus den gleichen Kalenderwochen im Jahr 2019. Alle verwendeten Werte basieren auf anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten des Mobilfunkanbieters Telefónica, die zudem das Unternehmen Teralytics aufbereitet und dem Statistischen Bundesamt für diese Sonderauswertung zur Verfügung stellt.

Hervorzuheben ist die Methodik dieser Auswertung. Ausgangspunkte bilden hierbei die Bewegungsdaten der Mobilfunknutzer*innen, die der Mobilfuniktbetreiber*innen anonymisiert aufzeichnet. Anhand der zeitlichen und räumlichen Abstände der Mobilfunksignale einer Person können die Datenexpert*innen diese Bewegungsprofile mittels einer Software einem Verkehrsmittel zuordnen und so die Anzahl der Straßen-, Schienen- und Luftfernverkehre. Strecken unter 30 Kilometern untersuchten sie nicht, weil sie für kürzere Strecken die Bewegungsdaten nicht eindeutig genug zuordnen können und so die Daten zu ungenau beziehungsweise fehlerhaft wären.

Hinweise: Die in der Grafik verzeichnete Kategorie „Sonstige“ beinhaltet jene Bewegungsdaten, die nicht zuzuordnen waren, somit auch alle Reisen unter der 30 Kilometern. Aus diesem Grund beinhalten die in der Grafik visualisierten Daten bestimmte Verzerrungen. So erfassten die Expert*innen unter anderem auch Mobilfunkdaten des Güterverkehrs, da sich diese anhand der erläuterten Bewegungsdaten nicht vom Personenverkehr unterscheiden lassen.

Das Statistische Bundesamt sieht, eigenen Angaben zufolge, die hier angewandte Methodik – trotz gewisser Verzerrungen und Einschränkungen – als interessante Alternative zu den bislang herkömmlichen Umfragen und Zählungen im Mobilitäts- und Transportsektor.

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