Mit dem Mobilitätsdashboard startete die Stadt Aachen vor rund vier Monaten ein ebenso vielschichtiges wie nützliches Online-Informationsangebot. Im Interview erzählen Uwe Müller und Michael Pielen von der federführenden Verkehrsverwaltung Aachen, wofür das Dashboard gedacht ist, wie es angenommen wird, wie es dazu kam – und welche Empfehlungen sie Städten und Kommunen für den Aufbau einer solchen Mobilitätsdatenzentrale geben.
Das Mobilitätsdashboard Aachen ist eine Webseite, die unmittelbaren Nutzwert für Bürger:innen und Besucher:innen bietet. Derzeit zeigen zwölf unterschiedliche Kacheln, Widgets genannt, stetig aktualisierte Informationen zur Verkehrslage, zur Auslastung von Parkhäusern und Fahrbahnrand-Parkplätzen in der Innenstadt sowie zu Abfahrten und Ankünften von Bussen und Bahnen an den Haltestellen und Bahnhöfen des ÖPNV. Außerdem zum Radverkehr, zur Verfügbarkeit von Sharing-Fahrzeugen und E-Ladesäulen sowie zur Wetterlage und zu Paketabholstationen im Stadtgebiet. Dieses umfassende „Armaturenbrett“ für Mobilitätsdaten ist seit März 2022 online – ein guter Zeitpunkt, um eine erste Bilanz zu ziehen.
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Emmett: Das Mobilitätsdashboard Aachen bietet seit rund vier Monaten sehr umfangreiche Informationen zur Mobilität. Was sind denn typische Nutzungsszenarien von Bürger:innen?
Michael Pielen: Stellen Sie sich vor, Sie wollen samstags in die Innenstadt fahren. Im Dashboard sehen Sie – wenn Sie das Auto nehmen wollen –, welche Parkhäuser frei sind oder wo verfügbare Ladesäulen stehen. Anhand dieser Informationen können Sie Ihre persönliche Route planen. Sie können im Wetter-Widget aber auch sehen, dass es schön bleibt, und planen, mit dem Fahrrad zu fahren, vielleicht auch, weil die Parkhäuser voll oder die Straßen verstopft sind. Oder Sie suchen im Dashboard die Ihnen am nächsten gelegenen Bushaltestellen heraus und checken, wann der Bus kommt oder ob er pünktlich ist. Oder sie entscheiden sich für ein Sharing-Fahrrad und radeln damit in die Stadt, wo Sie es an einer der Stationen abstellen und dann shoppen gehen.
Emmett: Gehen Sie von einer – womöglich hauptsächlichen – Nutzung per Smartphone aus?
Michael Pielen: Ja, es war für uns eine zentrale Anforderung, dass wir die Webseite responsiv aufbauen. Das bedeutet, dass sich die Inhalte der jeweiligen Monitorgröße anpassen, beim Smartphone also die einzelnen Widgets unseres Dashboards untereinanderstehen.
Wie wurde das Board bisher von den Aachener:innen angenommen?
Michael Pielen: Wir haben seit der Veröffentlichung eine sehr hohe Resonanz aus der Bürgerschaft, von Start-ups, den Aachener Hochschulen, aber auch aus anderen Städten erhalten. Wir sehen, dass das Dashboard sehr häufig und regelmäßig aufgerufen wird und erhalten sehr viele positive Rückmeldungen. Sehr gefreut haben uns zudem die vielen überregionalen Anfragen aus anderen Städten, insbesondere zur Umsetzung. Das zeigt uns, dass wir mit dem Dashboard einen guten und wichtigen Service herausgebracht haben. Insgesamt fällt das erste Resümee sehr positiv aus.
Gibt es auch Bewertungen oder Vorschläge seitens der Bürger:innen?
Michael Pielen: Es gab einige sehr wichtige Hinweise zu kleinen Fehlern, die wir schnell beheben konnten. Außerdem haben wir viele wertvolle Ideen zur Visualisierung und besseren „Usability“, also der Benutzerführung, bekommen. All das haben wir aufgenommen und werden es sukzessive umsetzen.
Emmett: Welche Wirkungen wollen sie mit dem Mobilitätsdashboard kurz- oder mittelfristig für die Bewohner:innen und Besucher:innen Aachens erreichen?
Uwe Müller: Die bereits erwähnten Widgets haben eine direkte Wirkung. Sie zeigen beispielsweise an, dass die Plätze für das „Fahrbahnrand-Parken“ zu 11 Prozent oder 81 Prozent der rund 140 öffentlich zugänglichen E-Ladesäulen frei sind. Mehr noch, die Bürger können auch sehen, welche Lademöglichkeit eine Säule bietet, ob sie barrierefrei zu nutzen ist und Weiteres. Diese nützlichen Informationen sehen die Endverbraucher als Erstes und so sollte es ja auch sein. Gleichzeitig werden sie im Dashboard auf die vielen anderen Daten aufmerksam, die die Stadt Aachen ihnen zur Verfügung stellt, etwa zum Radverkehr oder zur Straßenverkehrslage.
Foto: Stadt Aachen
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Emmett: Viele nützliche Informationen zu jeweils aktuellen Mobilitätsoptionen gemeinsam auf einer hochfunktionalen Seite – so etwas kennt und erwartet man eher von großen privaten Internet-Plattformen. War es ein explizites Ziel der Stadtverwaltung, diese im Wortsinn „amtlichen“ Mobilitätsdaten und -services offen bereitzustellen ?
Uwe Müller: Ja, diese Daten in der öffentlichen Hand zu haben, ist in unserer Stadt ein großes Thema. Vertreter der Politik fordern von uns und wünschen sich, dass das, was wir publizieren und was genutzt wird, auch in öffentlicher Hand bleibt. Für die Entwicklung des öffentlichen Raums ist es wichtig, dass wir als Amt diejenigen sind, die auf diesem Handlungsfeld aktiv sind.
Emmett: Wie haben Sie das Dashboard konzeptionell entwickelt und technisch umgesetzt?
Michael Pielen: Wir verfügten seinerzeit in der Verwaltung über einzelne Daten-„Pfützen“, beispielsweise über Daten von bestimmten Verkehrssensoren, die in einer geschlossenen Cloud lagen, in die wir uns einloggen mussten. Für die Daten der Parkhäuser war ein anderer Zugang nötig und so weiter – das war umständlich. Die anfängliche Idee war daher einerseits, aus den Datenpfützen einen Datenteich zu machen, um einen Überblick zu bekommen, welche mobilitätsrelevanten Informationen wir aus welchen Datenquellen haben, damit wir uns verwaltungsintern nur noch in ein Portal einwählen müssen. Doch andererseits entstand so die Idee, diese gesammelten Daten der Bürgerschaft transparent und gebündelt auf einer Webseite zur Verfügung zu stellen.
Dafür zapfen wir sowohl städtische als auch externe Datenquellen an, beispielsweise von Parkhäusern oder von den E-Ladesäulen-Betreibern. Das sind vorrangig Echtzeitdaten, die wir kontinuierlich aktualisieren, teilweise alle 30 Sekunden, teilweise minütlich. Manche der dargestellten Informationen sind durch uns erstmalig verfügbar, dafür mussten wir den Datenzugang erst einmal erfragen. Das war mitunter ein sehr großer Aufwand, um daraus eine „Datenpipeline“ aufzubauen.
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Emmett: Lassen sich die Daten von anderen nachnutzen?
Michael Pielen: Ja, es war uns ein Anliegen, die Daten der Öffentlichkeit nicht nur zu zeigen, sondern zugänglich zu machen. Daher haben wir die Datenflüsse mit unserem Open-Data-Portal verknüpft. Bürger oder Nutzer, die sich beispielsweise für die Daten der Radverkehrszählstellen interessieren, können sich diese dort herunterladen. Die Parkhaus- und Baustellendaten stellen wir übrigens auch dem Mobilitätsdatenmarktplatz (MDM) zur Verfügung (zukünftig der Mobilithek, Anmerkung der Redaktion). Perspektivisch sehen wir das Dashboard als Keimzelle, an die wir noch viele weitere Daten andocken können.
Emmett: Gab es bei der Akquise bestimmter Datenströme schwierige Fälle oder Herausforderungen?
Michael Pielen: Bei den Daten der ÖPNV-Betriebe war es einfach, da gibt es öffentliche APIs (Entwicklungsschnittstellen). Die Verkehrsdaten wiederum bekommen wir vom Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen, auch dort war es relativ einfach. Das Verkehrsministerium kauft diese Daten vom Navigationssysteme-Hersteller TomTom und kann sie uns überlassen. Die Daten von TomTom stammen aus Smartphones, Handys oder fest eingebauten Navigationsgeräten in den Fahrzeugen. Diese liefern kontinuierlich die Daten, die in die Verkehrslageinformationen einfließen. Wir zeigen aber auch Informationen zu Baustellen oder Sperrungen an, da spiegeln wir das, was auf der Webseite Verkehr.NRW zu sehen ist.
Die Parkhausdaten bekommen wir momentan noch nicht von allen Aachener Parkhäusern, sondern aktuell nur vom größten Betreiber. Die anderen werden in Kürze folgen. Insgesamt war das Feedback der Datenurheber sehr gut. Sie waren sehr hilfsbereit, da sie für sich einen Mehrwert sehen, beispielsweise für einen Parkhausbetreiber, wenn die bei ihm aktuell freien Plätze aufgeführt sind.
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Emmett: Gab es mitunter rechtliche Hürden, musste die Datennutzung womöglich hart verhandelt oder teuer eingekauft werden?
Michael Pielen: Nein, gar nicht. Wir haben stets klargemacht, dass wir keine Konkurrenz zu Buchungsportalen schaffen wollen. Man kann über das Dashboard nichts buchen, wir verlinken lediglich von den Widgets auf entsprechende Buchungsseiten.
Emmett: Es ist also nicht geplant, aus dem Dashboard eine „komplette“ MaaS-App zu machen, in der man nicht nur Informationen, sondern auch Tickets und Reservierungen bekommt?
Michael Pielen: Nein, das ist nicht das Ziel. Bei uns in Aachen gibt es MOVA, das ist so etwas wie Jelbi in Berlin. Darüber kann man sowohl Busse und Bahnen als auch Sharing-Fahrzeuge – Autos, Roller und so weiter –buchen und bezahlen. Diesen Service betreibt unser städtischer ÖPNV-Anbieter.
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Emmett: Welche Erweiterungen planen Sie für das Mobilitätsdashboard?
Michael Pielen: Kürzlich fügten wir Informationen zu Logistikpunkten hinzu, also Paketstationen von DHL, Hermes und anderen Anbietern. Auch das ist ein direkter Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger. Wir wollen aber weitere Datenquellen für weitere Widgets erschließen und neue Infokategorien installieren, zum Beispiel die Standort- und Verfügbarkeitsdaten für E-Scooter und Sitzroller, da sind wir auch schon vorbereitet. Zudem kommen von den Kolleginnen und Kollegen aus Verwaltung und Politik viele Ideen, etwa zum Thema Verkehrsdatenerhebung.
Screenshot: Emmett
Emmett: Wird sich mit mehr Widgets das Layout verändern?
Michael Pielen: Irgendwann würde es mit zu vielen Widgets ein bisschen unübersichtlich – es ist ja jetzt schon ziemlich vielfältig. Eine Möglichkeit wäre, dass man als Nutzer in einer vorgelagerten Ebene auswählen kann, ob man sich für den Autoverkehr, Radverkehr, ÖPNV oder Logistikpunkte interessiert. Nach der Vorauswahl öffnet sich ein entschlacktes Dashboard, in dem nur die relevanten Informationen zu sehen sind.
Emmett: Also eine Fokussierung oder auch Personalisierung des Dashboards …
Michael Pielen: Ja, man könnte es auch über ein Anmeldeverfahren machen, sodass sich die Nutzerinnen und Nutzer ihr eigenes, personalisiertes Dashboard bauen können. Wer sich gewiss ist, dass er nie Auto oder nie Fahrrad fahren wird, kann die irrelevanten Widgets wegschieben. Auf solche inhaltlichen und funktionalen Erweiterungen ist die Architektur des Dashboards vorbereitet.
Emmett: Zeigen die Widgets auf dem Smartphone die Informationen automatisch ortsbezogen?
Michael Pielen: Das ist eine weitere der möglichen Erweiterungen. Sie haben vielleicht gesehen, dass bei den Widgets ein kleines Icon für das Einblenden einer Karte dabei ist. Dort öffnet sich die kartenbasierte Ansicht. Und dort kann man auch seinen Standort eingeben und sich anzeigen lassen, welche Bike- oder Car-Sharing-Fahrzeuge oder auch welche Parkhäuser in seiner Umgebung sind.
Emmett: Ließen sich die Widgets auch minimieren?
Michael Pielen: Ja, dass könnten wir technisch relativ einfach umsetzen.
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Emmett: Könnte es bei den Vereinbarungen mit privaten Anbietenden passieren, dass ein Datenstrom auch einmal austrocknet, weil die Anbietenden es sich anders überlegen?
Michael Pielen: Das könnte sein, aber davon gehe ich nicht aus. Die Beteiligten sehen einen Mehrwert darin, dass wir die verschiedenen Daten zentral anzeigen. Allerdings werden wir die Datenschnittstellen hin und wieder anpassen müssen, damit beispielsweise neue Ladesäulen leicht ins System eingebunden werden und möglichst automatisch im Dashboard auftauchen können.
Emmett: Heben Sie die vielen Echtzeitdaten, die ja schnell „veralten“, eigentlich auf? Wenn ja, wofür?
Michael Pielen: Allerdings. Das ist das spannende am Dashboard: Wir schreiben die kontinuierlich fließenden Daten permanent mit und speichern sie auf einem Server. Damit sind wir erstmalig in der Lage, verschiedene Auswertungen vorzunehmen: Wie war die Parkhausauslastung in bestimmten Zeiträumen im Tagesverlauf? Wie war die Ladesäulenauslastung und wie war das Wetter zu der Zeit – wie korrelieren diese Daten womöglich miteinander? Wir wollen auch auswerten, wie die Daten zusammenwirken, Stichwort: Datenfusion. Das ist für uns als Verwaltung neu, denn wir haben erstmals eine vielschichtige Datenbasis, die zudem zu den exakt gleichen Messzeiträumen entstanden ist und die uns zu solchen Auswertungen überhaupt erst befähigt.
Emmett: Sie sagten, dass sich schon zahlreiche Städte aus NRW und darüber hinaus bei Ihnen bezüglich Ihres Dashboards gemeldet hätten. Was raten Sie ihnen?
Michael Pielen: Unser erster Rat ist: unbedingt machen! So ein Dashboard ist wirklich ein Mehrwert für die Bürger und die Verwaltung an sich, weil erstmals so viele Mobilitätsdaten auf einer zentralen Seite gebündelt werden können. Sehr große Hürden stecken in der technischen Integration. Es hört sich einfach an, dass man eine Datenquelle vorfindet und die benutzen darf, aber so einfach ist es teilweise nicht. Wir hatten gehofft, schneller voranzuschreiten. Es hat aber doch mehr Zeit und in erster Linie Programmierleistung in Anspruch genommen, sich die Datenströme und die Datenformate anzusehen. Man sollte genau wissen, welche dieser Daten man den Nutzern anzeigen will, und dann überlegen, wie man diese Daten vielleicht noch aufbereiten muss.
Emmett: Und der zweite Rat?
Michael Pielen: Wir nutzen für das Dashboard sehr viele Open-Source-basierte Tools, etwa das Produkt „Masterportal“. Dabei handelt es sich um einen Geodienst, in den man relativ einfach geobasierte Daten integrieren kann. Für die erwähnte Datenspeicherung nutzen wir den „Frost-Server“, eine Open-Source-Entwicklung des Fraunhofer-Instituts. Diese Tools passen auch zu unserer selbst gestellten Vorgabe, dass die Architektur auf jeden Fall erweiterbar sein soll.
Emmett: Also, erstens machen, zweitens ein gutes Konzept entwickeln, aber drittens mit sehr viel technischem Aufwand rechnen, wenn es um die Integration der Daten geht.
Michael Pielen: Und zu zweitens auch: Wo will ich damit hin? Man muss also in die Zukunft denken und berücksichtigen, das man es erweitern kann, das ist ein wichtiger Punkt.
Nicht trotz, sondern wegen Verwaltung: So kam die Stadt Aachen zum Mobilitätsdashboard
Das Mobilitätsdashboard Aachen ist ein Angebot der öffentlichen Hand. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Laut Uwe Müller und Michael Pielen von der städtischen Verkehrsverwaltung kamen in Aachen einige begünstigende Faktoren für die Realisierung der Echtzeitdatenzentrale zusammen.
Der Screenshot zeigt die verzeichneten Radverkehrszählstellen in Aachen. Diese Zählstellen einzurichten, zu vernetzen und die Daten offen zugänglich zu machen war einer der Ausgangspunkte bei der Entwicklung des Mobilitätsdashboards.
Faktor 1: Radentscheid erfordert Veränderungen der Infrastruktur und gab Impulse für das Dashboard
Der im November 2019 verabschiedete Radentscheid forderte von der Aachener Verkehrsverwaltung konkrete, teilweise sehr ambitionierte Veränderungen im Straßenraum. Dazu zählen unter anderem neue Fahrradstraßen, die verkehrsrechtlich besonders eingeordnet werden. Mehr noch: Der Radverkehr soll in Aachen perspektivisch die vorherrschende Verkehrsart sein. Um dies gründlich zu planen und zu entwickeln, brauchte es laut Müller und Pielen Daten, Daten, Daten. Im ersten Schritt installierte die Behörde daher eine Vielzahl von Fahrradverkehrsmessstellen und baute die erforderlichen Infrastrukturen auf, um die gesammelten Daten in einer Plattform zusammenzuführen, wobei diese aber für alle offen einsehbar sein sollten. Daraus entstand einer der Ansatzpunkte für das Dashboard, weil die Beteiligten feststellten: „Wir haben doch noch weitere Mobilitätsdaten, die wir ebenfalls dort zusammenführen können.“
Faktor 2: Überschaubare Größe und Angebote
So sei die Stadt Aachen mit 250.000 Einwohner:innen vergleichsweise klein und damit übersichtlich, sagt Michael Pielen. Auch gebe es dort bei Weitem nicht so viele Mobilitätsanbieter für Scooter- oder Carsharing wie in großen Städten, zum Beispiel Berlin oder Hamburg. Somit sei die Integration der Dienste und deren Daten überschaubar gewesen, es sei quasi eine kleine städtische „Familie“.
Faktor 3: Kurze Wege in der Verwaltung durch zusammengeführte Dienststellen
Es gebe in Aachen verkehrsverwalterisch kurze Wege, weil im Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur all jene Dienststellen zusammengeführt wurden, die mit der Gestaltung des öffentlichen Raums zu tun haben, so Uwe Müller. Diese Zusammenführung habe sich in der Aachener Stadtverwaltung sukzessive entwickelt, sei als Organisationsform aber eher selten. In anderen Städten würden Planungsamt, Tiefbauamt, Straßenverkehrsamt, vielleicht auch eine Stadterneuerungsbehörde, die sich mit den zu gestaltenden öffentlichen Räumen beschäftigt, meist separat arbeiten. Das Arbeiten in der integrierten Dienststelle hingegen ermögliche einen schnellen Austausch von Belangen, Problemen und Fragestellungen und das vom Beginn einer räumlichen Planung bis hin zum „jetzt passiert’s“. Hier finde nicht nur die konzeptionelle Verkehrsplanung statt, etwa für Stellungnahmen zu Bauplänen, Bauanträgen und Rahmenplänen. Zugleich betreibt dieser Bereich auch operativ die Verkehrssystemtechnik im Sinne von Ampelschaltungen, Signalanlagen oder Parkleitsystemen. Zudem sorgt er für Veränderungen im öffentlichen Raum, beispielsweise die Einrichtung von Fahrradstraßen oder die Entwicklung von Technologien für autonomes Fahren.
Faktor 4: Zusammenarbeit mit der Hochschule
Aachen sei sehr stark durch die technische Hochschule (RWTH) geprägt, die bei verschiedenen verkehrstechnischen Themen immer wieder eine Rolle als Innovator einnehme, erklärt Uwe Müller. Im vergangenen Jahrzehnt haben dort unterschiedliche Lehrstühle jeweils einen Fokus auf Automative, datengetriebene Mobilität sowie Elektro-Mobilität gesetzt. Davon profitiere die Stadtverwaltung immer wieder, weil es seit Jahren wissenschaftliche Zuarbeit und Mitarbeit gibt.
Faktor 5: Neue, IT-orientierte Stelle in der Verkehrsverwaltung
In der Aachener Verkehrsverwaltung wuchs schon vor Jahren die Erkenntnis, viel stärker in die Digitalisierung der Mobilität einsteigen zu müssen. Dies mündete vor über drei Jahren in der Entscheidung, eine spezifische, IT-orientierte Stelle einzurichten. Von dieser Stelle, so Uwe Müller, würde die Digitalisierung direkt in die Mobilitätsgestaltung eingebracht werden. Zugleich erarbeitet und formuliert die Stelle, welche Daten für die unterschiedlichen Anwendungen vorhanden und nutzbar sind – und was geschehen muss, um weitere Datenquellen zu erschließen.