"rollstuhl" von twicepix, via Flickr, CC BY-SA 2.0. Montage: Emmett
Collage Rollstuhl Piktogramm auf Gehwegplatten

Neu im mFUND: Mit partizipativen Ansätzen neue Daten und bessere Angebote für eine barrierearme Mobilität schaffen

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Anne Lammers

Neu im mFUND: Mit partizipativen Ansätzen neue Daten und bessere Angebote für eine barrierearme Mobilität schaffen

Damit mobilitäts- und seheingeschränkte oder blinde Menschen problemlos und sicher den öffentlichen Personennahverkehr nutzen können, gilt es an zahlreichen Orten Hindernisse zu beseitigen und Orientierungsdienste zu verbessern. Hierfür sind Daten über die Ist-Zustände erforderlich. Genau solche Datenerhebungen und -auswertungen stehen im Mittelpunkt von drei neuen mFUND-Projekten, an denen die Zielgruppe direkt mitwirkt.

Die Uhr tickt. Das deutsche Personenbeförderungsgesetz (PBefG) schreibt eine „vollständige Barrierefreiheit […] für die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs“ bis zum 1. Januar 2022 vor.

Zu tun gibt es noch viel. Das wissen alle, die mit einem Rollstuhl unterwegs sind und von fehlenden Aufzügen ausgebremst werden, aber auch seheingeschränkte Menschen, die sich aufgrund mangelnder akustischer Informationen ohne fremde Hilfe im ÖPNV häufig kaum orientieren können.

Drei neue Projekte im mFUND des BMVI arbeiten nun an datenbasierten Lösungen für eine möglichst barrierefreie Nutzung des Nahverkehrs sowie der Wege dorthin.

Mit Bürger*innenbeteiligung Barrieredaten im großen Stil erfassen

Bürger*innen großflächig und konkret an Großvorhaben zu beteiligen, deren Ergebnisse gesamtgesellschaftlichen Nutzen bringen, kann eine sinnvolle Vorgehensweise sein. Diese Strategie verfolgt das Projekt „Open-Data-Modelle, bürgerschaftliches Datenengagement und Navigation für einen barrierefreien öffentlichen Personenverkehr (OPENER next)“.

Ziel der Projektbeteiligten ist, mithilfe einer frei verfügbaren App zahlreiche Angaben über Barrieren an Haltestellen des ÖPNV bundesweit zu erfassen. Gelingen soll dies zum einen als gemeinsamer Kraftakt von Freiwilligen, die die App mit Daten über mögliche Barrieren im ÖPNV füttern. Zum anderen will das Projektteam die Datenerfassungen mit Aktionen wie „Mapping-Partys“ unterstützen. Gleichzeitig prüfen und sichern Projektmitarbeitende die Qualität der gesammelten Angaben, indem sie extern verfügbare Daten nutzen, etwa aus OpenStreetMap. Abschließend wollen sie an einer Pilothaltestelle testen, wie gut die barrierefreie Wegeplanung, die aus den gewonnenen Daten resultiert, in der Praxis umgesetzt werden kann.

Das Projekt leitet die TU Chemnitz. Mit Mitteln des mFUND unterstützt das BMVI das Projekt mit 1.700.000 Euro über eine Laufzeit von drei Jahren. Weitere beteiligte Projektpartner*innen sind

Pressemitteilung zum Projektstart.

Mit einem Chatbot selbstständiger den ÖPNV nutzen

Man steht am Bahnsteig und es wird nicht durchgesagt, welche Bahnlinie gerade eingefahren ist – Szenarien wie diese stellen blinde und seheingeschränkte Menschen vor große Herausforderungen. Sie erschweren es ihnen, sich ohne fremde Hilfe im Personennahverkehr zu bewegen.

Dass es gute Lösungen für eine barriereärmere Mobilität gibt, zeigt das Projekt „Skalierbare Plattform mit akustischen Wegeleit-Hinweisen für einen barrierefreien Personennahverkehr für Blinde (OD2Guide)“. Die Projektmitarbeitenden entwickeln in Zusammenarbeit mit blinden und sehbehinderten Menschen eine neue Wegeleitung im ÖPNV, die aus einem Audio-Chatbot sowie einem Feedback-Kanal für Nutzer*innen besteht. Die benötigten Daten für das Software-Tool stammen einerseits aus bereits existierenden Datensätzen wie der mCLOUD, andererseits aus neuen Datensammlungen, die im Projekt zum Beispiel über Mapathons generiert werden sollen. Mapathons sind öffentliche Events mit dem Ziel, Kartendaten zu erheben und speichern.

Das Projekt wird von der App-Entwicklungsfirma contagt geleitet und läuft über drei Jahre. Das BMVI unterstützt das Projekt im Rahmen des mFUND mit rund 870.000 Euro. Weitere Projektpartner*innen sind Informationstechnik meng sowie die Evangelische Hochschule Ludwigsburg.

Pressemitteilung zum Projektstart.

Im Alltag sicher und schnell durch den eigenen Kiez

Schnell zur Bushaltestelle, zum U-Bahnhof, in den Supermarkt oder den Park – diese und andere alltägliche Wege werden Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oft unnötig erschwert. Viele Routen beinhalten Hindernisse, beispielsweise Treppen, oder Wegabschnitte, die mit einem Rollstuhl schlecht nutzbar sind. Allerdings weisen bisherige Routing-Dienste solche Hindernisse nicht aus oder machen keine Angaben zu optimalen Routen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.

Das Projekt „Barrierefrei mobil im Kiez (Miki)“ will hier Abhilfe schaffen. Ein verbesserter Kartendienst soll auf Grundlage verfügbarer Open Data, mit Datenbeständen wie der mCLOUD, sowie mit systematisch erhobenen Informationen zu Hindernissen im öffentlichen Raum die Routenplanung für Rollstuhlfahrer*innen erleichtern.

Zahlreiche Routing-Lösungen testen die Projektmitarbeitenden mit der Zielgruppe selbst. Die dabei ermittelte beste Variante integrieren Projektbeteiligte anschließend in den bereits existierenden Kartendienst wheelmap.org.

Das Projekt wird vom Verein Sozialhelden über eine Laufzeit von neun Monaten umgesetzt. Das BMVI fördert das Unterfangen im Rahmen des mFUND mit rund 50.000 Euro.

Pressemitteilung zum Projektstart.

Fachaustausch zu datengetriebenen Innovationen für barrierearme Mobilität

Im Rahmen der Begleitforschung MoveMobility des iRights.Lab findet am 12. Mai von 10 bis 11.30 Uhr ein Fachaustausch statt. Bei der Online-Veranstaltung stellen Vertreter*innen der drei oben beschriebenen mFUND-Projekte ihre Vorhaben näher vor und zur Diskussion.

Menschen mit Einschränkungen können und sollen sich einbringen, es bestehen Möglichkeiten für eine barrierearme Anmeldung und Teilnahme. Weitere Informationen und Anmeldung auf der Webseite zur Veranstaltung.

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