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Die Schutzmaske ist zum Symbol der Corona-Pandemie geworden.

Corona und Mobilität: Wie Simulationen helfen können, die Pandemieentwicklung zu beeinflussen

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Fabian Schweyher

Corona und Mobilität: Wie Simulationen helfen können, die Pandemieentwicklung zu beeinflussen

Social Distancing, Kontaktnachverfolgung, Home Office: Im Zuge der vierten Welle der Corona-Pandemie gibt es in Deutschland wieder Einschränkungen des Alltags. Doch wie wirken sich die Maßnahmen auf bestimmte Mobilitätsszenarien aus, etwa in der Handelsschifffahrt oder auf Bahnhöfen? Drei mFUND-Projekte wollen es herausfinden.

Die kollektive Mobilität der Menschen bietet Covid-19 ideale Bedingungen, um sich auszubreiten. In Bussen, Bahnen und Flugzeugen drängen sich viele Menschen auf engem Raum. Gleichzeitig legen sie mitunter weite Strecken zurück. Zwei mFUND-Projekte beschäftigen sich daher mit der Frage, wie Verkehr und Pandemie einander bedingen. Ein weiteres Projekt widmet sich dem pandemiebedingten Abstandsgebot in Innenräumen.

Datenbasierte Modelle zeigen die Auswirkungen amtlicher Corona-Gegenmaßnahmen

Das jüngste Projekt PANDEMOS startete im Oktober 2021 mit dem Ziel, das mobilitätsbedingte Infektionsgeschehen zu simulieren. Innerhalb von drei Jahren soll eine entsprechende Software entstehen. Daran arbeiten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und die Firma Coac.

Wie wirkt sich eine Zugfahrt etwa von Hannover nach Hildesheim auf das Infektionsgeschehen aus? Das Projekt PANDEMOS geht der Frage nach.

Copyright: DLR

Wie wirkt sich eine Zugfahrt etwa von Hannover nach Hildesheim auf das Infektionsgeschehen aus? Das Projekt PANDEMOS geht der Frage nach.

Das Konsortium erfasst Daten zur Mobilität der Menschen in Deutschland aus unterschiedlichsten Quellen (Verkehrsforschung, Social Media, Epidemiologie, Virologie sowie Mobilfunknetze). Auf dieser Grundlage sollen Modelle entstehen, mit denen sich die Pandemieentwicklung voraussagen lässt. Es soll auch möglich sein, die Auswirkungen amtlich veranlasster Corona-Gegenmaßnahmen darzustellen. Anhand der Simulationen sollen sich Strategien für die Pandemiebekämpfung ableiten lassen.

Echzeit-Daten zu Schiffsbesatzungen

Eine wichtige Maßnahme gegen die Ausbreitung der neuen Covid-19-Viren ist die Kontaktnachverfolgung. Das Projekt SEAPEOPLE (Laufzeit: Februar 2021 bis Juli 2022) will sie verbessern, und zwar auf den Meeren. Handelsschiffe transportieren rund um die Uhr Güter über die Weltmeere. Die Behörden besitzen allerdings – anders als bei Kreuzfahrtschiffen – keinen direkten Zugang zu Informationen über die Besatzungen.

Jakota Cruise Systems und das Institut für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit wollen daher eine App entwickeln, mit der sich in Echtzeit die Anzahl und der Aufenthaltsort aller Menschen auf See abrufen lässt. Dafür werden Identifikationsdaten verwendet, die Schiffe verpflichtend aussenden müssen. Diese Angaben sollen mit Informationen einer Tracking-Plattform FleetMon von Jakota Cruise Systems und weiteren externen Datenquellen angereichert werden. Mit SEAPEOPLE sollen die Behörden einen Echtzeit-Überblick über die Personenströme auf den Weltmeeren erhalten und im Notfall schnell reagieren können.

Die Tracking-Plattform FleetMon verfolgt Positionen und Routen von Schiffen auf dem Globus.

Copyright: Jakota Cruise Systems/FleetMon

Die Tracking-Plattform FleetMon verfolgt Positionen und Routen von Schiffen auf dem Globus.

Simulation von Social Distancing in Gebäuden

Abstand halten – dies ist ein wichtiges Gebot während der Pandemie. Doch manchmal ist dies schwieriger als gedacht, beispielsweise in Bahnhöfen und Flughäfen, auf Messen und Konferenzen. Das Projekt DISTANSIM erforschte daher im Mai und Juni 2020, wie das sogenannte Social Distancing in Personenstromsimulationen integriert werden kann.

Als Resultat präsentierten die Projektträger – die Technische Universität München und die Firma accu:rate – ein Simulationstool, mit dem sich dreidimensionale Modelle von Gebäuden unter Corona-Auflagen durchspielen lassen. Die Software berechnet beispielsweise für einen Bahnhof, an welchen Stellen sich Menschen begegnen und wo sie den Mindestabstand von eineinhalb Metern unterschreiten. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen lässt sich ableiten, wie Personenströme und Raumkonzepte verbessert werden können.

Die DISTANSIMSimulation visualiert jeden virtuellen Menschen als blauen Punkt. Der umgebende Kreis steht für den einzuhaltenden Abstand.

Copyright: accu:rate

Die DISTANSIMSimulation visualiert jeden virtuellen Menschen als blauen Punkt. Der umgebende Kreis steht für den einzuhaltenden Abstand.
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