Social Distancing, Kontaktnachverfolgung, Home Office: Im Zuge der vierten Welle der Corona-Pandemie gibt es in Deutschland wieder Einschränkungen des Alltags. Doch wie wirken sich die Maßnahmen auf bestimmte Mobilitätsszenarien aus, etwa in der Handelsschifffahrt oder auf Bahnhöfen? Drei mFUND-Projekte wollen es herausfinden.
Die kollektive Mobilität der Menschen bietet Covid-19 ideale Bedingungen, um sich auszubreiten. In Bussen, Bahnen und Flugzeugen
drängen sich viele Menschen auf engem Raum. Gleichzeitig legen sie
mitunter weite Strecken zurück. Zwei mFUND-Projekte beschäftigen sich
daher mit der Frage, wie Verkehr und Pandemie einander bedingen. Ein
weiteres Projekt widmet sich dem pandemiebedingten Abstandsgebot in
Innenräumen.
Das jüngste Projekt PANDEMOS startete im Oktober 2021 mit dem Ziel, das mobilitätsbedingte Infektionsgeschehen zu simulieren. Innerhalb von drei Jahren soll eine entsprechende Software entstehen. Daran arbeiten das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung und die Firma Coac.
Copyright: DLR
Das Konsortium erfasst Daten zur Mobilität der Menschen in Deutschland aus unterschiedlichsten Quellen (Verkehrsforschung, Social Media, Epidemiologie, Virologie sowie Mobilfunknetze). Auf dieser Grundlage sollen Modelle entstehen, mit denen sich die Pandemieentwicklung voraussagen lässt. Es soll auch möglich sein, die Auswirkungen amtlich veranlasster Corona-Gegenmaßnahmen darzustellen. Anhand der Simulationen sollen sich Strategien für die Pandemiebekämpfung ableiten lassen.
Eine wichtige Maßnahme gegen die Ausbreitung der neuen Covid-19-Viren ist die Kontaktnachverfolgung. Das Projekt SEAPEOPLE (Laufzeit: Februar 2021 bis Juli 2022) will sie verbessern, und zwar auf den Meeren. Handelsschiffe transportieren rund um die Uhr Güter über die Weltmeere. Die Behörden besitzen allerdings – anders als bei Kreuzfahrtschiffen – keinen direkten Zugang zu Informationen über die Besatzungen.
Jakota Cruise Systems und das Institut für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit wollen daher eine App entwickeln, mit der sich in Echtzeit die Anzahl und der Aufenthaltsort aller Menschen auf See abrufen lässt. Dafür werden Identifikationsdaten verwendet, die Schiffe verpflichtend aussenden müssen. Diese Angaben sollen mit Informationen einer Tracking-Plattform FleetMon von Jakota Cruise Systems und weiteren externen Datenquellen angereichert werden. Mit SEAPEOPLE sollen die Behörden einen Echtzeit-Überblick über die Personenströme auf den Weltmeeren erhalten und im Notfall schnell reagieren können.
Copyright: Jakota Cruise Systems/FleetMon
Simulation von Social Distancing in Gebäuden
Abstand halten – dies ist ein wichtiges Gebot während der Pandemie. Doch manchmal ist dies schwieriger als gedacht, beispielsweise in Bahnhöfen und Flughäfen, auf Messen und Konferenzen. Das Projekt DISTANSIM erforschte daher im Mai und Juni 2020, wie das sogenannte Social Distancing in Personenstromsimulationen integriert werden kann.
Als Resultat präsentierten die Projektträger – die Technische Universität München und die Firma accu:rate – ein Simulationstool, mit dem sich dreidimensionale Modelle von Gebäuden unter Corona-Auflagen durchspielen lassen. Die Software berechnet beispielsweise für einen Bahnhof, an welchen Stellen sich Menschen begegnen und wo sie den Mindestabstand von eineinhalb Metern unterschreiten. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen lässt sich ableiten, wie Personenströme und Raumkonzepte verbessert werden können.
Copyright: accu:rate