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Langzeitaufnahme ds Bundesministeriums für Digitales und Verkehr in Berlin, bei Sonnenuntergang, davor Ampeln und eine verwischte Tram

Daten horten oder teilen?

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Zuletzt bearbeitet am

Lena Rickenberg, Lukas Bergheim, Henrik von Holtum & Jan Paul Herzer

Daten horten oder teilen?

In Folge #20 unseres Podcasts Emmett in Transit sprechen wir mit einem Menschen, der Politik auf höchster Ebene prägt: Ben Brake, Datenstratege im BMDV.

[Hinweis: Ein vollständiges Transkript des Gesprächs finden Sie unten.]

Mit seiner Umbenennung hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) den Wert der Digitalisierung unterstrichen. Für Digital- und Datenpolitik ist seitdem Ben Brake zuständig. Emmett hat ihn zur Jubiläumsausgabe im Ministerium getroffen, um über seine Aufgabe, die Regulierung von datengetriebenen Geschäftsmodellen, zu sprechen. Zunächst ging es aber um den Tee-Geschmack des gebürtigen Ostfriesen.

UNSER GAST

„Das Daten-zur-Verfügung-Stellen muss begleitet werden von einer Kampagne, die sagt: ‚Leute, nehmt mal Daten in Anspruch, überlegt mal, wie ihr euer Geschäftsmodell hinterfragen und datengetrieben nach vorne entwickeln könnt‘“, sagt Ben Brake, der sich wünscht, dass offene Daten einen wirtschaftlichen Mehrwert erzeugen.

Seit dem 1. März 2022 ist er Leiter der neu geschaffenen Abteilung „Digital- und Datenpolitik“ im BMDV. Zuvor arbeitete Brake beim IT-Dienstleister IBM, bei dem er rund zehn Jahre das Berliner Büro leitete. Seine Karriere startete der Soziologe im Deutschen Bundestag und im Bundesministerin der Justiz.

Die Fragen

Im Gespräch mit Emmett-Projektleiterin Lena Rickenberg erklärte Brake, wie das BMDV mit dem mFUND Erkenntnisse aus der Forschung in die Wirtschaft bringen will, unter welchen Umständen vorhandene Daten tatsächlich genutzt werden und was Bürger*innen vom neuen Mobilitätsdatengesetz erwarten können.

ÜBER EMMETT IN TRANSIT

Brauche ich künftig nur eine App, um Mietwagen, Zug und Fahrrad zu nutzen? Wann und wie wird KI autonome Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen lenken? Warum fliegen Drohnen neuerdings Teile des 38.500 Kilometer langen deutschen Schienennetzes ab? Wir sprechen mit Menschen aus Wissenschaft, Forschung und Unternehmen über neue datenbasierte Technologien im Mobilitätssektor und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.

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Transkript – Emmett in Transit #20: Daten horten oder teilen?
Lena Rickenberg (iRights.Lab): Hallo, ich bin Lena Rickenberg, Leiterin der mFUND-Begleitforschung Move Mobility. Ich habe mir für die nun schon zwanzigste Folge von Emmett in Transit einen Gast eingeladen, mit dem ich ein bisschen rumnerde über die Anwendung und politische Regulierung von Mobilitätsdaten. Es geht in unserem Gespräch in einem Konferenzraum des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) darum, wie Erkenntnisse aus der Forschung in die Wirtschaft gebracht werden.


Ben Brake (BMDV): Ich habe nichts gegen „The Beauty of Grundlagenforschung“. Aber das Schöne ist eben, dass wir hier einen Schritt weiter gehen.

Lena Rickenberg: Wann Daten tatsächlich zur Anwendung kommen.

Ben Brake: Von einem Datencoach vielleicht. Also der halt sagt: Leute, nehmt mal Daten in Anspruch. Überlegt mal, wie ihr euer Geschäftsmodell, du Handwerker, du Fliesenleger, vielleicht hinterfragen könnt, und sagt letztendlich, wie kann das auch datengetrieben nach vorne entwickelt werden.

Lena Rickenberg: Und was es eigentlich mit dem Mobilitätsdatengesetz auf sich hat.

Ben Brake: Wir wollen nicht komplett abwarten, was beim Data Act passiert. Wir wollen schon vorbereitet sein, was wir gegebenenfalls noch darüber hinaus machen wollen.

Lena Rickenberg: Das alles und welchen Ostfriesen-Tee der Herr privat trinkt, hören Sie jetzt.

Ben Brake: Das ist eine ganz, ganz gefährliche Frage.

Lena Rickenberg: Was machen Sie beruflich? Und warum spreche ich heute mit Ihnen?

Ben Brake: Ja, ich leite die Abteilung digitale Datenpolitik hier im Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Das ist eine neu eingerichtete Abteilung. Zum 1.3. ist die an den Start gegangen. Und untermauert ein Stück weit auch den Anspruch, den das Ministerium hat, indem es den Namen nach vorne gezogen hat. Nämlich Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Das heißt, wir haben die Anzahl der Digitalabteilungen verdoppelt. Und neben meiner Kollegin, die die Abteilung digitale Konnektivität leitet und die, ohne dass das despektierlich klingen soll, mehr so die Brot- und Butterthemen der Digitalisierung hat, nämlich insbesondere: Was sind eigentlich die Grundlagen? Nämlich schnelle Netze, kümmere ich mich um die Regulierung eben von datengetriebenen Geschäftsmodellen.

Lena Rickenberg: Sie dürfen sozusagen die schönen Themen machen. Während sie Brot und Butter macht.

Ben Brake: Ja, ob das schön ist, weiß ich nicht. Ich finde ja so ein gutes Butterbrot eigentlich auch immer ganz schmackhaft. Insofern will ich daran nicht festmachen, ob das die schönen oder die weniger schönen Themen sind. Denn durchaus auch bei uns gibt es in der Abteilung Herausforderungen. Denn die Frage, wie wir mit Daten umgehen, wer Zugriff auf diese Daten hat, unter welchen Bedingungen, wie die Schutzvorkehrungen letztlich auch sind, welche Rolle spielt IT-Sicherheit: Das sind alles Punkte, die eben bei mir in der Abteilung laufen. Und die das Ganze nicht einfacher, sondern eher komplexer machen.

Lena Rickenberg: Das glaube ich. Aber bevor wir so richtig einsteigen in die komplizierten Themen, machen wir noch eine lockere Entweder-oder-Runde.

Ben Brake: Dann mal los.

Lena Rickenberg: Sie entscheiden sich für einen der beiden Begriffe. Kein Kommentieren, kein Lavieren, sondern einfach eine schnelle Entscheidung. Flugtaxen oder autonome Shuttles?

Ben Brake: Autonome Shuttles.

Lena Rickenberg: SPD oder Grüne?

Ben Brake: Oder.

Lena Rickenberg: Weiß nicht, ob das schon unter Lavieren zählt. Aber ich hatte mir schon gedacht, dass Sie darauf nicht antworten. DSGVO oder DSA?

Ben Brake: DSA.

Lena Rickenberg: E-Fuels oder Wasserstoff?

Ben Brake: Da bin ich überfragt.

Lena Rickenberg: KI oder Blockchain?

Ben Brake: Tatsächlich KI.

Lena Rickenberg: DB Navigator oder Jelbi?

Ben Brake: DB Navigator.

Lena Rickenberg: BER oder Stuttgart 21.

Ben Brake: BER.

Lena Rickenberg: Weil Sie lieber fliegen als Zug fahren?

Ben Brake: Ehrlicherweise, die Antwort habe ich jetzt vorgenommen einfach, wo bin ich schon häufiger gewesen. Und das ist nun mal typischerweise der BER.

Lena Rickenberg: Okay, fernab. Und jetzt, weil Sie auch Ostfriese sind, mein Kollege hat mir aufgetragen, diese Frage zu stellen.

Ben Brake: Okay.

Lena Rickenberg: Bünting, Thiele oder Onno Behrens?

Ben Brake: Das ist sozusagen wirklich eine ganz, ganz gefährliche Frage. Ich habe eine Antwort darauf, aber ich glaube, diese Antwort könnte Teile der Ostfriesen verunsichern, wenn ich sie jetzt gebe. Aber ich tue es trotzdem. Ich sage es Ihnen. Bünting.

Lena Rickenberg: Bünting. Ja, und mein Kollege/

Ben Brake: Wissen Sie überhaupt, was gemeint ist mit diesen drei Alternativen?

Lena Rickenberg: Das sind Teemarken, die Ostfriesen-Tee herstellen. Richtig?

Ben Brake: Ganz genau. Richtig, richtig. Richtig.

Lena Rickenberg: Genau. Und er hatte auch das vorhergesagt.

Ben Brake: Ja?

Lena Rickenberg: Weil er meinte nur, das ist das einzige Wahre. Aber da ich keine Ostfriesin bin, habe ich keine Ahnung. Und lass das einfach so stehen.

Ben Brake: Es ist tatsächlich … Da gehen Kulturkämpfe durch Familien. Also, ja.

Lena Rickenberg: Ach, Polarisierung.

Ben Brake: Es ist sehr … Polarisierung. Genau. Das, die Ostfriesen sind eigentlich schon resilienter. Die kennen sozusagen Polarisierung schon entlang zwischen den Familien, in den Familien. Meine Familie war immer eine, die eher Bünting-Tee getrunken hat. Und deshalb, Thiele ist sehr kräftig. Thiele-Tee ist nochmal deutlich kräftiger als Bünting-Tee. Bünting-Tee ist ein bisschen milder eben auch. Und wahrscheinlich auch für Kinder eher zuträglich. Aber das mögen die entscheiden, die Thiele-Tee trinken.

Lena Rickenberg: Okay. Das heißt, das nächste Mal, wenn wir hier sprechen und den Podcast aufnehmen, trinken wir Tee.

Ben Brake: Das können wir sehr gerne machen. Aber wenn Sie das machen wollen, dann müssten Sie sich von Ihrem Kollegen noch mal tatsächlich in die Geheimnisse der ostfriesischen Teezeremonie einweihen lassen. Und dann schauen wir mal, ob Sie das hinbekommen. Ich würde für meinen Teil behaupten wollen, dass ich das nicht komplett gut hinbekommen würde.

Lena Rickenberg: Okay. Wir bringen den Tee mit. Alles klar.

Ben Brake: Sehr gut. Und die Sahne und die Kluntje. Ganz wichtig.

Lena Rickenberg: Okay. Zum Glück habe ich einen ostfriesischen Kollegen. Okay. Aber, wir wollen ja auch jetzt ein bisschen rumnerden und wir starten mit dem mFUND.

Ben Brake: Ja.

Lena Rickenberg: Das ist ja auch Ihre Domäne. Was ist denn Ihr liebstes mFUND-Projekt und warum?

Ben Brake: Sie haben ja gerade gefragt, was ich für einen Job hier habe. Zu meiner Aufgabenbeschreibung gehört eben auch dazu, dass bei mir in der Abteilung eben genau die mFUND-Projekte ressortieren. Dass hier auch die Entscheidungen getroffen werden über die Förderung. Deshalb tue ich mich immer so ein bisschen schwer damit, ein favorisiertes Projekt eben auch zu nennen. Das wird im Anschein dann so ein bisschen so verstanden, dass sozusagen die Anlage des Projektes oder auch die Zielführung des Projektes vielleicht auch die Hausmeinung sei und dass man insbesondere in die Richtung vielleicht Projekte beantragen soll. Deshalb halte ich es allgemein. Ein Projekt, was mich sehr fasziniert hat, ist eins sozusagen im Umgang mit Niedrig- und Wasserhochständen. Ich glaube, das ist insbesondere vor dem Hintergrund eben auch des Klimawandels besonders zielführend, hier eben auch Projekte zu starten. Ein Punkt, den ich immer sehr interessant finde, ist, wenn das Projekte sind, die den intermodularen Verkehr letztendlich auch stärken. Also sprich: Wie kann ich von einer Verkehrsform zur anderen springen? Wo sind die wenigsten Reibungsverluste? Was ist vielleicht auch kosteneffizient? Oder zunehmend wichtiger. Wo ist der CO2-Abdruck letztendlich auch am geringsten?

Lena Rickenberg: Und ein Thema in dem Zusammenhang, was wir uns auch immer wieder stellen, bei den mFUND-Projekten und in der Arbeit mit ihnen, ist: Wie kriegen wir da noch mehr PS auf die Straße beim Thema Transfer. Weil wir haben ja da sehr viel interessante Erkenntnisse aus diesen mFUND-Projekten gewonnen. Wie schaffen wir es, dass aus der Wissenschaft noch mehr Erkenntnisse in die Wirtschaft geraten?

Ben Brake: Ja. Ich glaube, der mFUND ist schon tatsächlich auch so angelegt als ein Funding eben für Projekte. Es geht ja nicht sozusagen um Gründungen. Sondern es geht sozusagen um die Förderungen von Projekten innerhalb existierender Organisationen. Das heißt, wir gehen eigentlich schon davon aus, dass diese Organisationen, die ein Projekt, ich formuliere Organisationen relativ neutral, man kann auch sagen ein Unternehmen, ein Unternehmen, das ein Projekt auf den Weg bringen möchte, sich vorher schon mal Gedanken gemacht hat, ob das vielleicht auch fliegen könnte. So und in dem Zusammenhang ist es dann so, dass sozusagen entlang der Förderrichtlinien eben auch geschaut wird: Ist es insoweit förderungswürdig, als dass wir glauben, dass es auch am Markt fliegen wird? Wir fördern dann halt ein Stück weit den Prozess des Aufsetzens dieses Projektes. Aber es muss am Ende eigentlich auch richtig fliegen. Und wenn Sie sich das eine oder andere Projekt angucken, und jetzt bin ich vielleicht dann doch mal relativ konkret, Door to Door ist auch ein mFUND-Projekt gewesen. Und hat, glaube ich, mittlerweile draußen eine ganz große Aufmerksamkeit. Und insofern, wir können da sicherlich besser werden. Aber was mich freut eigentlich ist, dass der Fund in seiner Struktur so angelegt ist, dass die Unternehmen, die Organisationen, die Projekte fördern möchten, eben sich schon mal Gedanken gemacht haben müssen, ob dieses Projekt eben zu ihnen passt. Ob das eben auch zum Markt passt. Und insofern haben wir da ein Auge drauf, dass eben dieser Transfer aus dem Projekt hinaus dann in die tatsächliche Welt zustande kommen kann.

Lena Rickenberg: Wobei sich da so die Katze auch ein bisschen in den Schwanz beißt, finde ich. Weil einerseits wünscht man sich natürlich, dass ganz viele von diesen Erkenntnissen genutzt wird. Dass daraus marktfähige Produkte werden. Aber gerade, wenn man Innovationen machen möchte, entwickeln möchte, dann ist das Neuland. Das heißt, man weiß beim Projektantrag noch gar nicht, worauf es hinausläuft. Und ob man da so ein marktfähiges Produkt daraus bauen kann. Bedeutet: auch Grundlagenforschung ist wichtig für die Innovationsförderung. Muss das Ministerium da noch mehr fördern, dass das auch wirklich gemacht wird?

Ben Brake: Ich teile Ihre Analyse schon ein Stück weit. Aber nicht die Schlussfolgerung. Es ist in der Tat richtig, dass bei datengetriebenen Projekten viele Unternehmen tatsächlich Neuland betreten. Und sich natürlich auch die Frage stellen: Kann ich hier investieren letztendlich? Da geht es gar nicht mal drum sozusagen gegenüber sozusagen irgendwelchen Shareholdern oder so was. Sondern ganz ehrlich, wenn ich Familienunternehmen habe, habe ich eine direkte Verpflichtung eben auch gegenüber meinen Mitarbeitern. Ich weiß mittlerweile: datengetriebene Geschäftsmodelle, das ist die Zukunft. Aber warum sollte ich Ressourcen jetzt darein investieren, wenn ich vielleicht in dem Markt, wo ich momentan unterwegs bin, oder auch in der Nische, in der ich momentan tätig bin, eigentlich sehr, sehr erfolgreich bin. Und das ist, glaube ich, das Gute bei dem mFUND, dass wir durch die Projektmittel, die wir zur Verfügung stellen – zumindest an dieser einen Stelle, wo es darum geht: Nehme ich Geld in die Hand? – tatsächlich eben zeigen: Hier können wir dich unterstützen. Also wenn du dich darauf einlassen möchtest, eben diesen schon auch risikobehafteten, aber auch sehr chancenfokussierten Weg zu gehen, dann springen wir dir eben bei und unterstützen dich dabei. Aber natürlich, das unternehmerische Risiko, das kann dem Unternehmen niemand nehmen. Und das wollen wir eigentlich auch nicht.

Lena Rickenberg: Aber Sie sind dann schon Team „Ja, Grundlagenforschung braucht es auch immer noch – und dafür ist das Ministerium da“?

Ben Brake: Grundlagenforschung braucht es sicherlich auch. Und das Ministerium ist sicherlich nicht sozusagen das Ministerium, was jetzt hauptsächlich die Grundlagenforschung macht. Das macht das BMF in der Regel. Also ich habe nichts gegen die Beauty of Grundlagenforschung. Aber das Schöne ist eben, dass wir hier einen Schritt weiter gehen und sagen: Wir wollen eigentlich gerade diesen Transfer machen. Was mache ich für Überlegungen für ein neues Geschäftsmodell? Wie erweitere ich vielleicht sozusagen auch das Portfolio meines Unternehmens? Wie führe ich vielleicht einen neuen Fokus in meinem Unternehmen? Dass wir das eben fördern. Und das ist, glaube ich, an der wichtigen Schnittstelle zwischen der Frage: Bin ich jetzt erfolgreich? Und bin ich in der Zukunft erfolgreich? Das ist an der Schnittstelle, glaube ich, eine große Hilfestellung.

Lena Rickenberg: Und Sie haben es gerade auch schon angesprochen. Datengetriebene Geschäftsmodelle sind die Zukunft. Der Meinung sind nicht nur Sie, sondern sehr, sehr viele Unternehmer*innen, sehr, sehr viele Politiker*innen. Und auch wenn das Thema sehr im Trend ist, erscheint es mir immer so, dass viele doch gar nicht so genau wissen, was dahintersteckt. Oder nicht die nötigen Skills mitbringen. Was tun Sie denn als Ministerium, dass es keine Idee bleibt? Sondern, dass wirklich Unternehmen wissen, wie man das umsetzt.

Ben Brake: Ja. Uns als Ministerium liegt gerade in diesem Bereich datengetriebene Geschäftsmodelle sehr, sehr viel an dem ersten Schritt. Nämlich überhaupt Daten verfügbar zu machen. Vielleicht hat das Unternehmen eine ganz konkrete Idee. Ihnen fehlen aber bestimmte Daten, um das gegebenenfalls umzusetzen. Und dafür hat das Ministerium zwei Plattformen eingerichtet. Einmal die sogenannte Mobilithek, wo wir aus unserem großen Geschäftsbereich eigene Daten zur Verfügung stellen. Das passiert zum großen Teil über Open-Data-Anforderungen. Aber wir werden jetzt eben auch sukzessive schauen: Wo gibt es gegebenenfalls eben auch noch gesetzliche Lücken, die wir füllen müssen? Damit eben noch mehr Daten zur Verfügung gestellt werden. Dann gibt es den großen Bereich der Beteiligung, die wir halten, ja? Stichwort Toll Collect, Autobahn AG, aber auch die Deutsche Bahn. Auch die Unternehmen möchten wir anregen, mehr Daten zur Verfügung zu stellen. Das ist naturgemäß etwas schwieriger, als das eben bei Behörden im eigenen Geschäftsbereich ist. Aber schwierig muss nicht heißen, dass es unmöglich ist. Und schwierig muss auch nicht heißen, dass nicht auch diese Unternehmen ein Interesse daran haben, Daten gegebenenfalls zur Verfügung zu stellen.

Lena Rickenberg: Welches Interesse haben denn staatseigene Unternehmen, Daten zu teilen?

Ben Brake: Staatseigene Unternehmen müssen ja auch ein Stück weit Gewinn machen. Die müssen auch nach vorne sich ausrichten. Sie müssen auch schauen, dass sie eben eine Zukunft haben letztendlich. Und beim Daten zur Verfügung stellen ist es ja nicht nur ein Geben. Sondern es kann auch durchaus ein Nehmen sein. Das heißt, die Deutsche Bahn, bleiben wir vielleicht dabei, die kann auch davon profitieren eben, dass andere Unternehmen Daten zur Verfügung stellen, um dann eben diese Daten gegebenenfalls zu nutzen, um ihre eigenen Angebote weiterzuentwickeln. Und ich glaube gerade in diesem Austausch, da entsteht eine ganze Menge. Also es ist nicht monodirektional letztendlich.

Lena Rickenberg: Wobei, es gibt ja den Fall, dass das Bundeskartellamt die Bahn auch abgemahnt hat, weil sie eben eine marktdominierende Stellung eingenommen haben im Zugverkehr. Und wiederum aber nicht bereit waren, ihren besonderen Datenlieferungspflichten nachzukommen, wie zum Beispiel Ausfälle oder Verspätungen. Also wie sollen denn andere Unternehmen angeregt werden, Daten zu teilen, wenn da selbst die Bahn nicht so richtig mitmacht?

Ben Brake: Also wir müssen ein bisschen abschichten. Einerseits, um bei dem Verfahren zu bleiben, da kann ich mich nicht zu äußern. Das ist ein schwebendes Verfahren momentan. Es geht hier um sogenannte dynamische Daten, die die Bahn zur Verfügung stellen soll und von der sie glaubt/

Lena Rickenberg: Google schon zur Verfügung stellt.

Ben Brake: Bitte?

Lena Rickenberg: Google schon zur Verfügung stellt, soweit ich weiß.

Ben Brake: Dann erweitere ich das. Die sie sozusagen grundsätzlich zur Verfügung stellen müsste. Ob sie das bei Google tut, weiß ich nicht. Da haben Sie mir vielleicht etwas voraus. Wenn dem so ist, stellt sich die Frage, ob das nicht auch für eine etwas größere Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden muss. Aber noch mal, zu dem eigentlichen Verfahren kann ich mich nicht äußern. Ich kann Ihnen vielleicht nur so viel sagen, wir verfolgen das mit sehr großer Aufmerksamkeit. Jetzt zu der Frage: Wenn selbst die Bahn das nicht tut, warum sollten das andere Unternehmen tun? Ich bin mir nicht so sicher, ob man sozusagen diesen Kausalschluss tatsächlich ziehen kann. Denn die Frage, teile ich Daten oder nehme ich Daten in Anspruch, ist, glaube ich, nicht unbedingt davon abhängig, ob das ein Staatskonzern eben auch macht. Oder anders gesagt. Wenn ich zum Beispiel ein Automobilkonzern bin und bestimmte Daten brauche, um ein Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Dann gucke ich wahrscheinlich eher: Kriege ich die Daten? Und nicht so auf theoretischer Flughöhe: Machen hier eigentlich alle mit letztendlich, ja? Und man muss ja auch einen Punkt sagen, wir haben ja zwei Datennutzungsplätze. Einmal die Mobilithek. Das hatte ich ja gerade schon angesprochen. Wo wir eben Daten zur Verfügung stellen müssen entlang vom Open-Data-Gesetz. Und wir haben aber die Mobility Data Space eben auch noch. Und da ist das, das muss man vielleicht immer mal wieder betonen, mitnichten so, dass einfach nur da Daten zur Verfügung gestellt werden, die dann in Anspruch genommen werden, wenn wir über den MDS sprechen. Es ist vielmehr so, dass die Unternehmen dort eigentlich einen Katalog hinterlegen können, mit Daten, die sie über diese MDS anbieten können. Das heißt, andere Unternehmen können, ich sage immer: so lustig wie früher im Neckermann-Katalog, können dann nachgucken halt, welche Daten stellt zum Beispiel Unternehmen, keine Ahnung, sagen wir mal Deutscher Wetterdienst zur Verfügung? Wahrscheinlich irgendwelche Wetterdaten, keine Ahnung. Und da können die sagen: Die brauche ich. So. Und dann ist es aber nicht so, dass sie das einfach so bekommen. Sondern da müssen diese beiden Unternehmen im klassischen Sinne der Anbahnung eines Vertrages aufeinander zu gehen, um zu schauen, unter welchen Bedingungen letztendlich der DWD, bleiben wir bei diesem Fall, ein, zum Beispiel einem Start-up Daten zur Verfügung stellen könnte.

Lena Rickenberg: Wieso ist das Ministerium da den Weg gegangen, direkt zwei Datenplätze auf den Weg zu bringen? Also es gibt die Mobilithek eher für die öffentlichen Daten, die viel auch als Open Data zur Verfügung gestellt werden. Und es gibt eben diesen privaten Raum, den Mobility Data Space. Ist das nicht unnötig kompliziert?

Ben Brake: Es wäre so, wenn diese Datenräume nicht miteinander kommunizieren könnten. Wir haben uns bewusst zunächst dafür entschieden, zwei unterschiedliche Datenräume zu entwickeln, weil die Daten unterschiedlichen rechtlichen Bedingungen unterworfen sind. Sie sagten ja gerade richtigerweise, einige Daten müssen wir zur Verfügung stellen. Und beim MDS ist es so, da muss keiner Daten zur Verfügung stellen. Das ist ein Angebot eben an die Privatwirtschaft, Daten zur Verfügung zu stellen und eben zu Nutzungsbedingungen gemeinsam zu kommen, wie sie genutzt werden sollen. Wir haben uns bewusst für diese zwei unterschiedlichen Wege entschieden. Wir sind auch der Meinung, dass wenn in anderen Bereichen Datenräume entstehen, zum Beispiel im Bereich der Gesundheit, dass natürlich man auch immer schauen muss, welche Daten sind das überhaupt? Und welche Schutzmechanismen, welche Schutzstandards lege ich eigentlich daran an? Und, um das Ganze zu verschnellern, haben wir von vornherein gesagt, wir hätten ganz gerne, dass jede Branche, jeder Bereich sich über seinen eigenen Datenraum klar wird. Aber, und das ist auch ein Projekt eben der Digitalstrategie, dass wir sagen: Diese Datenräume müssen technisch so gestaltet sein, dass sie zumindest, wenn man das irgendwann möchte, und nach unserem Dafürhalten lieber früher als später, miteinander kommunizieren kann. Und deshalb werden wir auch in einer nächsten Ausbaustufe bei der Mobilithek und beim MDS eben darauf achten, dass wir Konnektoren haben, sodass diese beiden Räume eben miteinander kommunizieren können.

Lena Rickenberg: Kann ich dann einfach direkt beide Kataloge irgendwie einsehen und mir dann einfach die Daten runterziehen, die ich haben möchte?

Ben Brake: Wie gesagt, das ist die nächste Ausbaustufe. Und das sind genau die Fragen, die wir momentan auch intern diskutieren, wie wir das am besten so vorbereiten und aufbereiten, dass das natürlich auch für die Nutzer, die Daten sowohl zur Verfügung stellen als auch abfragen wollen, möglichst niederschwellig ist. Ich sagte das ja gerade schon, dass insbesondere eben auch im MDS es so angelegt ist, dass wir dort einen Katalog haben an Daten, die zur Verfügung gestellt werden sollen oder können. Und dass sich dann eben Interessenten eben genau an den Anbieter wenden können.

Lena Rickenberg: Das war jetzt der MDS. Aber wird die Mobilithek dauerhaft kostenfrei sein? Auch gerade hinsichtlich von Forschung, die ja mit Mobilitätsdaten gemacht werden sollen.

Ben Brake: Genau. Hier müssen wir auch unterscheiden. Forschung ist tatsächlich ein Extrabereich. Da muss eben auch geguckt werden, inwieweit dort Daten zur Verfügung gestellt werden können und unter welchen Bedingungen. Und der zweite Punkt ist, ich sagte ja gerade, in der Mobilithek werden Daten zur Verfügung gestellt aufgrund von Open-Data-Verpflichtungen. In der Regel können Sie dafür kein Geld nehmen. Aber, das ist eben auch ein Punkt, worüber wir diskutieren, wenn ich Daten brauche in einem gewissen Format, die vielleicht gar nicht so vorliegen. Ich sage jetzt zum Beispiel Behörde XY stellt Daten zur Verfügung, die ich eigentlich brauche. Aber das ist nicht das Format, in dem ich die brauche. Kann ich dann der Behörde sagen, ich hätte sie gerne in dem Format, das ich brauche? Vielleicht. Aber dann muss die Behörde natürlich auch eine Möglichkeit haben, diesen Extraaufwand in irgendeiner Art und Weise eben auch geltend zu machen.

Lena Rickenberg: Bedeutet aber auch, dass es keine einheitlichen Datenstandards gibt, die quasi genutzt werden können. Ich glaube, das ist auch ein ganz, ganz großer Bereich, den Sie gerade tackeln?

Ben Brake: Ja, da ist ein riesengroßer Bereich, einheitliche Datenstandards eben zu haben letztendlich. Noch mal, in der Datenstrategie ist dieses Thema extra vor die Klammer gezogen, als eines der großen Hebelprojekte neben der Verfügbarstellung von Daten und dem Gigabitausbau sowie den digitalen Identitäten, haben wir relativ klar gesagt, dass offene Schnittstellen und Standards extrem wichtig sind, damit man sowohl zu einer technischen Anschlussfähigkeit kommt als auch bei der Art und Weise, welche Daten wir zur Verfügung stellen, welche Standards werden da erfüllt. Und da haben wir auf jeden Fall noch Luft nach oben. Aber wir haben ja auch noch ein bisschen Zeit.

Lena Rickenberg: Es gibt eine Umfrage laut Bitcom, nach der zwei Drittel der deutschen Unternehmen gar keine Daten teilen und nur acht Prozent teilen Daten und beziehen auch Daten. Das klingt jetzt für mich erst mal, als ob viele Unternehmen noch nicht besonders dataready wären. Wie finden Sie diese Zahl?

Ben Brake: Ja, da sprechen Sie ein ganz großes und zentrales Problem an. Dieser Punkt zu sagen, wir schaffen Datenräume. Das ist nichts komplett Neues, ja? Es gibt, wenn Sie sich zum Beispiel auch die Länder angucken. Weil auch da gibt es Open-Data-Verpflichtungen. Auch die haben Datenräume geschaffen. Wenn Sie da mal in die IHKs rein gehen und fragen, wie viele der Mitgliedsunternehmen dort, und die haben ja alle vor Ort, davon überhaupt wissen. Und dann darüber hinaus auch noch davon Gebrauch machen, dann wird es schon sehr dunkel. Und deshalb muss dieses Daten zur Verfügung stellen eben auch begleitet werden an und für sich von einer Kampagne, die eben genau dafür wirbt. Die eben genau sagt eben: Hier gibt es die und die Daten letztendlich zur Verfügung. Weil: jede staatliche Stelle würde sich natürlich auch wünschen, wenn so etwas eingerichtet wird und da wäre es natürlich schön, wenn man das tatsächlich eben auch so in die Richtung treibt, dass es einen Mehrwert hat und einen Unterschied macht letztendlich für Unternehmen, ob sie diese Daten in Anspruch nehmen oder nicht. Wenn man das einfach nur die ganze Zeit vorhält, aber es passiert einfach gar nichts, dann ist natürlich der Aufwand relativ hoch und der Ertrag relativ niedrig.

Lena Rickenberg: Kommt dann die Datenpolizei? Oder wer schaut, dass auch Daten geteilt werden?

Ben Brake: Nee, die Datenpolizei kommt nicht. Ich würde eher sagen, da kommt der Datencoach vielleicht. Also der halt sagt: Leute, nehmt mal Daten in Anspruch. Überlegt mal, wie ihr euer Geschäftsmodell, du Handwerker, du Fliesenleger, wie ihr euer Geschäftsmodell vielleicht hinterfragen könnt, und sagt letztendlich, wie kann das auch datengetrieben nach vorne entwickelt werden. Aber Handwerker und Fliesenleger momentan in der glücklichen Situation sind, dass sie eh so stark nachgefragt sind, dass sie gegebenenfalls sich darüber keine Gedanken machen müssen. Aber auch hier kann ich immer nur daran appellieren, man sollte die Zeit, in der man unternehmerisch stark ist, nutzen, um sich eben auf eine Zukunft, die in jeglicher Hinsicht etwas unsicherer wird, vorzubereiten. Und die Frage: Wie gehe ich mit Daten um? Und wie entwickele ich mein Geschäftsmodell weiter? Oder vielleicht, wie breche ich auch in ganz andere Nischen vor. Sollte für jeden Unternehmenslenker zentral sein.

Lena Rickenberg: Einen Anreiz haben Sie gerade schon genannt oder eine mögliche Vorgehensweise, um Unternehmen anzuregen, Daten zu teilen. Das sind die Daten-Coaches vielleicht. Aber was macht denn Ihr Haus darüber hinaus auch noch in Zukunft, um das Datenteilen und das Datennutzen auch anzuregen bei Unternehmen?

Ben Brake: Ja. Das ist genau der Punkt. Wir reden ja relativ viel mit den Ländern und auch mit Unternehmen direkt, um für den Mobility Data Space eben zu werben. Obwohl es Mobility Data Space heißt, animieren wir eben auch insbesondere Unternehmen, die vielleicht jetzt nicht unbedingt unmittelbar aus der Automobilbranche kommen, dazu, nach vorne zu denken und eben auch Mitglied zu werden bei Mobility Data Space. Und sei es nur, um vielleicht auf spielerische Art und Weise mal zu schauen: Was sind das vielleicht für Daten, die da zur Verfügung gestellt werden? Wie können wir sie in Anspruch nehmen? Wie passen sie zum Beispiel zu uns? Zum Beispiel haben die Versicherer ein großes Interesse daran, eben auch Mobilitätsdaten zu erfragen. Ich muss hier immer so ein bisschen so einen kleinen Disclaimer machen: Dass das alles natürlich sich eben entlang der Datenschutzgrundverordnung bewegt, ist hoffentlich allen Beteiligten klar.

Lena Rickenberg: Die Mobilithek ist ja gerade erst gestartet. Die ist ja noch ziemlich frisch.

Ben Brake: Seit Juli. Genau.

Lena Rickenberg: Aber beim Mobility Data Space können Sie ja auch schon vielleicht ein kleines Resümee ziehen. Wie ist es denn gelaufen? Wie viele Unternehmen machen ungefähr mit? Und sind Sie zufrieden mit dem Volumen, was da so gehandelt wird?

Ben Brake: Nein. Also das muss man ganz klar sagen. Es gibt gute Ansätze im Mobility Data Space. Und wir haben, glaube ich, auch gerade ein Momentum. Aber sowohl, was die Entwicklung von Geschäftsmodellen angeht, als auch, was die schiere Anzahl von Unternehmen angeht. Sie bewegt sich momentan in einem mittleren zweistelligen Bereich. Müssen wir auf jeden Fall besser werden. Es muss auf jeden Fall nach vorne gehen. Wir müssen mehr Unternehmen und auch aus, wie gesagt, nicht nur den Kernbranchen der Mobilität, sondern eben auch aus benachbarten Branchen dafür gewinnen, eben auf diesen Plattformen zu arbeiten. Das ist aber nichts Schlimmes. Das ist eine Herausforderung, die Sie bei jeder neuen Entwicklung und jeder neuen Technologie haben. Wenn sich zum Beispiel, ich will nicht abschweifen, aber wenn Sie sich zum Beispiel das Thema Quantencomputing anschauen. Da guckt auch jeder zuerst auf die Hardware und sagt: Wir brauchen ganz dringend einen Quantencomputer. Ganz, ganz dringend. Ja, ja, das ist schon alles richtig. Aber viel wichtiger ist das Ökosystem, was sie da drum aufbauen. Die Frage: Wie rechne ich eigentlich mit einem solchen System? Welche Fragen stelle ich an ein solches System? Welche Partner brauche ich vielleicht, um gemeinsam auf so was zu forschen? Und das sind eben alles Punkte, wo Sie die Leute triggern müssen ein bisschen. Müssen sagen: Ja, Hardware ist wichtig. Aber habt ihr mal überlegt, welche Vorteile es haben kann, wenn ihr mit Universität XY zusammenarbeitet? Wisst ihr, dass in eurer Nachbarschaft dies und dies Start-up gerade an ähnlichen Themen arbeitet? Und so gesehen ist das auch ein Ansatz, den wir auch in der Digitalstrategie verankern wollen. Dass bei allen notwendigen Fragen rund um das Thema Technik, Souveränität eben auch die Frage im Mittelpunkt steht: Wie gehe ich mit dieser Technik eigentlich um? Oder um hier im Bild zu bleiben, bei diesen Plattformen. Wie gehe ich mit diesen neuen Entwicklungen eigentlich um?

Lena Rickenberg: Also würden Sie schon auch sagen, es geht gar nicht so sehr nur um die technische Plattform, sondern auch eine Mindset-Shift, dass die Leute dann anders miteinander in Kontakt kommen.

Ben Brake: Absolut. Ganz genau. Ja, sehr treffend. Da muss sozusagen auch ein gewisser Mindshift her. Dass man eben sich auch öffnet für datengetriebene Geschäftsmodelle. Und da sehe ich natürlich auch die IHKs in der Verantwortung, eben die genau zu den Unternehmen vor Ort eben den Kontakt haben, hier eben auch Angebote zu machen.

Lena Rickenberg: Und ändert natürlich.

Ben Brake: Und ändert natürlich. Ganz klar. Eben auch dafür zu sorgen, dass eben diese Möglichkeiten, die es gibt, dass davon eben auch Gebrauch gemacht wird, ne? Spread the News.

Lena Rickenberg: Wie viele Mobilitäts-Apps muss man eigentlich auf dem Handy haben, damit man sich in ganz Deutschland gut bewegen kann?

Ben Brake: Das ist, glaube ich, eine Frage, die man so nicht beantworten kann. Sie müssen so viele Mobilitäts-Apps auf Ihrem Handy haben, wie es für Sie sinnvoll ist letztendlich. Meine Eltern bewegen sich zum Beispiel hauptsächlich mit ihrem Wohnmobil in den Urlaub. Die brauchen sicherlich nicht die DB-Navigator-App. Und die brauchen auch kein Jelbi. Aber die bräuchten vielleicht, wenn sie nicht im Urlaub sind, eine App für das Land, wo man sagt: Okay, bis hier können sie mit dem Auto. Und von dort fährt der Bus. Und da können sie ein Fahrrad nehmen, weil da ist eine Fahrrad-Sharing-Station. Das wäre wahrscheinlich ausreichend in dem Zusammenhang. Was ich mir wünschen würde, ist, dass wir gerade im ÖPNV vielleicht zu einer stärkeren Konsolidierung von Apps kommen. Aber das geht von mir persönlich aus. Ich reise relativ viel. Ich komme relativ viel in andere große Städte innerhalb Deutschlands. Und da würde ich mir tatsächlich wünschen, dass wir ein bisschen mehr verkehrsübergreifende Apps eben letztendlich haben. Aber noch mal, das kann nicht der Staat machen. Das muss sich ein Stück weit eben auch entwickeln. Das muss sich vielleicht auch aus den einzelnen Verkehrsverbünden heraus entwickeln oder den Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind.

Lena Rickenberg: Aber Sie hatten ja auch angekündigt beziehungsweise der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, hat angekündigt im Juni, dass das Verkehrsministerium zwar nicht so eine zentrale Mobilitäts-App bauen will, aber eben die Rahmenbedingungen schaffen möchte für Software-Unternehmen. Was ist denn damit gemeint gewesen? Was steckt denn dahinter? Und wann dürfen wir uns darauf ganz konkret freuen?

Ben Brake: Also, wie gesagt, das hat der Bahnbeauftragte Michael Theurer angekündigt. Und es ist so, Sie haben ja gerade selbst davon gesprochen, Juni, wir haben jetzt sozusagen August. Also insofern ganz konkret kann ich Ihnen zu diesem Vorhaben noch nichts sagen. Das befindet sich sozusagen in einer Phase, wo man eben Eckdaten gerade konsolidiert. Was man natürlich gucken muss, ist eben die Entwicklung der Software. Sie haben es ja auch gerade angesprochen. Nach welchen Standards soll so was zum Beispiel erfolgen? Also es kann ja durchaus sein, dass sich jetzt Unternehmen zusammentun, Verkehrsverbündete zusammentun, ne, um solche App zu entwickeln. Die wollen wir natürlich oder das wäre unser Ansatz, und das verspricht ja auch der Koalitionsvertrag, solche Sachen sollen eigentlich nicht proprietär gestaltet werden, sondern eben, wie bei den Mobility Data Spaces eben oder bei den Data Spaces, eben auch möglichst offen, sodass es eben Anschlussmöglichkeiten gibt. Das heißt, der Ansatz muss sein, nicht von vornherein die eierlegende Wollmilchsau zu entwickeln, sondern an und für sich Standards zu schaffen, zu sagen: Okay, tut euch zusammen. Und wenn das zuerst nur vier, fünf Player sind, wunderbar. Wenn die ein super überzeugendes Modell auf die Kette bringen, dann muss das anschlussfähig sein eben. Entweder für weitere Regionen oder eben auch für weitere Verkehrsträger.

Lena Rickenberg: Na ja, aber da gibt es ja auch schon was. Also der VDV arbeitet ja an dieser zentralen App.

Ben Brake: Ja.

Lena Rickenberg: Es ist eine White-Label-Lösung. Also anschlussfähig.

Ben Brake: Ja.

Lena Rickenberg: Allerdings machen da jetzt nicht so viele Verkehrsverbünde mit, dass es wirklich für den Kunden oder die Kundinnen Spaß macht, sage ich mal.

Ben Brake: Ja.

Lena Rickenberg: Was müssen Sie denn da jetzt tun als/

Ben Brake: Politische Aufmerksamkeit für das Thema. Und das ist auch der Grund, glaube ich, warum Michael Theurer das eben auf die Agenda gesetzt. Um eben zu zeigen, dass dieses Thema eben auch für die Hausspezialisten im Ministerium hier von entscheidender Bedeutung ist. Und die Entwicklung, die Sie gerade angesprochen haben, die verfolgen wir natürlich sehr aufmerksam. Und genau da, wie bei den Data Spaces, muss es uns gelingen, eben mehr Nutzer, in diesem Fall eben auch mehr kommerzielle Nutzer, die sagen, das ist ein super Angebot und wir erweitern das um unser Verkehrsangebot oder um unseren Verkehrsraum. Das muss eben die Möglichkeit sein. Und das ist das, warum Michael Theurer dafür geworben hat.

Lena Rickenberg: Aber darüber sprechen ist ja eine Sache. Und Tatsachen schaffen ist eine andere.

Lena Rickenberg: Es gibt ja das 9-Euro-Ticket, wo auch alle dachten, das kann es ja niemals geben. So ein Ticket für ganz Deutschland. Weil es gibt ja diese ganzen, ja, kommunalen Strukturen und diese Fragmentierung. Und dann, schwupps, ist da das 9-Euro-Ticket für drei Monate. Und ich glaube, viele Verkehrsunternehmen hatten überhaupt gar keinen Spaß. Das verstehe ich auch. Aber es ist da. Und für mich wirkt das jetzt so, als muss man das eigentlich nur genug wollen.

Ben Brake: Das ist in der Politik immer so. Sie können Ziele nur umsetzen, wenn Sie irgendetwas genug wollen. Und wenn eben Sie auch Mitstreiter finden, die in dieselbe Richtung mit Ihnen marschieren. Und bei dem 9-Euro-Ticket und wie häufig bei Projekten in der Politik kommt eben auch die Frage der Finanzierung mit dazu. Es ist in der Tat richtig. Man hat in kürzester Zeit etwas auf die Beine gestellt im Bereich 9-Euro-Ticket. Was eine große Annahme gefunden hat. Wir müssen jetzt aber schauen, das gehört eben auch zur Ehrlichkeit und zur Aufrichtigkeit von Politik dazu, wirklich zu schauen: Hat diese Maßnahme etwas gebracht?

Lena Rickenberg: Und wenn Sie sich was wünschen dürften? Wie würde das Anschlussticket jetzt aussehen? Wenn wir jetzt mal die Finanzierungsfrage ausklammern.

Ben Brake: Ehrlicherweise kann ich Ihnen das nicht sagen. Es sollte sicherlich die Vorteile aufgreifen, die das 9-Euro-Ticket eben auch hatte. Nämlich, dass man ein verkehrsverbundsunabhängiges Nahverkehrsticket hat letztendlich, ja? Und ich könnte mir vorstellen, dass das auch eine Rolle spielen sollte beim Anschlussprojekt.

Lena Rickenberg: Das heißt, Sie plädieren gar nicht so sehr, um noch mal zurückzukommen auf diese App-Lösungen, Sie plädieren gar nicht so sehr für die eine Mega-App, die quasi alles zusammenfasst, sondern, das darf schon auch weiterhin ein Wettbewerb der vielen sein?

Ben Brake: Bleiben wir bei dem 9-Euro-Ticket vielleicht. Es ist so, ich kann das über die BVG-App kaufen. Dann kriegen Sie einen QR-Code in diese BVG-App. Das können Sie dann in das Wallet rauslagern oder Sie belassen es dabei. Aber ich kann mit der BVG-App, sollte ich in München kontrolliert werden, kann ich denen das vorzeigen, kann sagen: Ich habe hier ein Ticket. Das ist sozusagen ein Punkt, wo ich sage, es braucht jetzt für das 9-Euro-Ticket nicht eine extra App. Sondern Sie haben eine App, die besteht. Und Sie haben ein System, dass es sozusagen auch App-unabhängig dann in München anerkannt wird, wenn Sie das vorzeigen.

Lena Rickenberg: Dann haben Sie ja doch eine konkrete Vorstellung.

Ben Brake: Ich merke das auch. Offensichtlich habe ich konkretere Vorstellungen, als ich das am Anfang gedacht hatte. Aber ich muss Ihnen auch noch mal sagen, es ist nicht meine Zuständigkeit letztendlich. Und insofern ist das auch ein Stück weit meine Privatmeinung dazu. Aber ich glaube, die Überlegungen, die ich Ihnen gerade skizziert habe, spiegeln sicherlich die politischen Überlegungen heutzutage wider. Weil das ja ein Projekt ist, was Anfang September enden wird. Man stellt sich schon die Frage eben: Wie gehen wir damit um?

Lena Rickenberg: Die EU sagt, achtzig Prozent der Industriedaten der Europäischen Union bleibt ungenutzt. Und das wollen sie ändern. Und sie wollen in Zukunft, dass die Daten besser genutzt werden für Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Das ist der European Data Act. Und da würde ich gerne wissen, ob Sie diese Vorgaben gut finden. Ob Sie damit restlos zufrieden sind. Oder ob Sie da noch was vermissen.

Ben Brake: Der Data Act geht sicherlich in seiner Intention in die richtige Richtung. Weil, wie Sie richtig gesagt haben, darüber natürlich mehr und bessere Daten zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Krux liegt wie immer im Detail.

Lena Rickenberg: Zum Beispiel?

Ben Brake: Ach so, ja. Zum Beispiel beklagen Unternehmen, dass sie nicht genau wissen, welche Daten sie zur Verfügung stellen sollen. Es geht um die Frage: Wie kann ich Intellectual Property schützen? Wie kann ich Geschäftsgeheimnisse letztendlich schützen? Wie kann ich mich in Situationen und in Phasen schützen, wo ich gerade eben dabei bin, vielleicht datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln? Das just dann diese Daten nicht zur Verfügung gestellt werden müssen. Wir müssen hier sehr, sehr viele Gespräche eben führen, um den Unternehmen eben genau diese Angst zu nehmen. Und die Unternehmen wünschen sich eben präzisere Aussagen darüber, welche Daten zur Verfügung gestellt werden müssen. Und wenn ich dann zu sehr und zu kleinteilig regele, welche Daten ich zur Verfügung stellen soll, dann ist das vielleicht in zwei Jahren bei den Innovationszyklen, die wir in diesem Bereich haben, auch schon wieder obsolet. Und ich muss das Ganze wieder aufmachen.

Lena Rickenberg: Gibt es da auch Stakeholder, die nicht so zufrieden sind? Die auch ein bisschen Angst haben, dass jetzt quasi ihre Datensilos weggetragen werden? Oder denken Sie, alle profitieren eigentlich davon?

Ben Brake: Ich denke, am Ende profitieren alle davon. Irgendwie klingt das so ein bisschen wie nach Märchen. Aber ich glaube schon, dass wenn wir eben diesen Punkt, über den wir gerade am Anfang gesprochen haben, nämlich, dass wir das Datenteilen und das Datennutzbarmachen wirklich in den Mittelpunkt unserer Politik stellen, dann kommen wir der Wirtschaft letztendlich zugute. Und in einer Phase, wo sich Wirtschaft und wo sich Privatunternehmen gerade ganz, ganz stark auch anpassen müssen, glaube ich, könnten datengetriebene Geschäftsmodelle ein Baustein sein, um zu zeigen, wo es gegebenenfalls eben Wertschöpfungsmöglichkeiten in der Zukunft gibt.

Lena Rickenberg: Beim European Data Act wird ja auch sehr viel darüber gesprochen, wie es der Wirtschaft zugutekommen wird. Und dass der Aufbau von datengetriebenen Geschäftsmodellen sehr wichtig ist. Wie ist das denn mit der Zivilgesellschaft?

Ben Brake: Es gibt ja auch Überlegungen, zu sagen, dass eben auch für die einzelnen Nutzer eben die Daten, die sie selbst generieren, auch ein Stück weit einfacher zur Verfügung gestellt werden sollen. Das unterstützen wir auch. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie wir eben vor ein paar Minuten diskutiert haben: Zu welchen Formaten soll so was passieren? Und über welche Schnittstellen soll so was laufen? Und natürlich auch: welche Daten sollen das sein? Natürlich können Sie sagen: Das sind die, die ich nur generiert habe. Aber das Unternehmen, bei dem ich die Daten generiere, Plattformen zum Beispiel, die arbeitet da ja auch mit. Bis zu welchem Grad sozusagen sollen auch die Erkenntnisse, die aus meinen Daten gewonnen werden, eben auch mir zur Verfügung gestellt werden? Ist die nächste Frage, so. Und da gibt es sicherlich noch Diskussionsbedarf. Und ich glaube, das wird noch eine etwas heiklere Angelegenheit als eben die Frage, wie man eben Daten gegenüber anderen Unternehmen zur Verfügung stellt.

Lena Rickenberg: Bedeutet zum Beispiel, ich als Nutzer*in, ich würde jetzt quasi ausgezogen bekommen aus meiner Nahverkehrs-App, wie ich den Nahverkehr genutzt habe. Und das sind Daten, die ich dann einsehen kann?

Ben Brake: Das wäre sicherlich ein Beispiel. Ja.

Lena Rickenberg: Und ist das nicht aber auch eine Überforderung der Nutzer*innen? Also was fange ich damit als Einzelperson an?

Ben Brake: Also es ist ja nicht so, dass Sie damit zugeschüttet werden und dass Sie es nehmen müssen. Sie können das abfragen, wenn Sie das wollen. Und was Sie damit machen wollen, das bleibt Ihnen überlassen. Da bin ich zum jetzigen Zeitpunkt auch wenig kreativ, sage ich Ihnen ganz ehrlich. Aber ich glaube, immer davon zu sprechen, dass irgendwer dann davon überfordert ist, da möchte ich die Diskussion nicht führen. Ich möchte eigentlich eher sagen, wenn ich schon nicht ganz konkret sagen kann, was sind die Chancen, die sich daraus ergeben, dann doch zumindest die Möglichkeit zu geben. Weil vielleicht gibt es, nicht, na, nicht vielleicht, ganz sicher gibt es Leute, die kreativer und geschäftstüchtiger sind als ich. Und die von ihren eigenen persönlichen Daten vielleicht viel, viel mehr anfangen können.

Lena Rickenberg: Wo ich noch Fragezeichen habe, ist, wie geht dieser Data Act eigentlich zusammen mit dem angekündigten Mobilitätsdatengesetz? Also es gab die Novelle des Personenbeförderungsgesetzes, wo auch schon einiges geregelt wurde. Aber jetzt hieß es im Koalitionsvertrag, es gibt noch ein Mobilitätsdatengesetz.

Ben Brake: Und es gibt noch ein Datengesetz sogar auch.

Lena Rickenberg: Und auch ein Datengesetz. Das heißt, Sie haben nicht nur viel zu tun, sondern auch viele Dinge, die ähnlich klingen.

Ben Brake: Genau. Wir müssen ein bisschen schauen. Beim Data Act ist es ja eine horizontale Regelung, die sich über alle Sektoren letztendlich erstreckt. Also auch über den Mobilitätssektor. Und da es sich um eine Verordnung handelt, die unmittelbar gelten wird, ist die Frage: Was haben wir überhaupt noch für Spielräume, auf nationaler Ebene etwas zu regeln? Die wird sich zunehmend konkreter stellen, je konkreter wir eben in den Data Act einsteigen und je eher wir an einen Punkt kommen, wo wir ihn verabschieden. Das Datengesetz lassen wir jetzt mal raus. Kommen wir zum Mobilitätsdatengesetz. Da ist es so, wir wollen nicht komplett abwarten, was beim Data Act passiert. Wir wollen schon vorbereitet sein für den Fall, wenn dann der Data Act eben kommt, was wir gegebenenfalls noch darüber hinaus machen wollen. Und dafür werden wir eine Reihe von Workshops starten mit den unterschiedlichen Stakeholdern im Bereich der Mobilität, um eben zu schauen, welche offenen Punkte haben diese Stakeholder an die Frage: Wie gehen wir mit Mobilitätsdaten um? Um uns ein bisschen die Karten zu legen, wie ein solches Konzept eben letztendlich aussehen könnte, welchen Regelungsgegenstand eben ein Mobilitätsdatengesetz haben kann.

Lena Rickenberg: Gut. Wir sind jetzt langsam auch am Ende angekommen schon. Und es gibt aber noch eine wichtige Frage, die ich stellen will. Und zwar unsere Mobilitätsplattform Emmett ist ja benannt nach Emmett Doc Brown, dem verrückten Professor aus den Back-to-the-Future-Filmen. Und wenn ich Ihnen jetzt quasi stellvertretend für ihn die Möglichkeit geben könnte, mit dem DeLorean in der Zeit zurück zu reisen zum Tag Ihres Amtsantritts. Was würden Sie anders machen mit dem Wissen von heute?

Ben Brake: Also erstens ist es kein Amtsantritt. Das klingt immer so, als wäre man Bundespräsident. Also das ist, ich habe meine Tätigkeit hier aufgenommen. Was würde ich anders machen? Ich würde sicherlich noch verstärkter auch Gespräche führen. Das ist ja etwas, was ich in die Abteilungen auch hineingegeben habe, gerade, weil wir neu sind. Und wir müssen uns bekannt machen. Wir müssen auch deutlich machen: Für was sind wir eigentlich zuständig, ja? Sie erwähnten gerade den Data Act. Wir hatten aber auch die Umsetzung des Digital Services Act. Der fällt auch in meine Abteilung. Die Frage, wie wir mit Transparenz bei politischer Kommunikation oder politischer Werbung umgehen, fällt in meine Abteilung, ePrivacy fällt bei mir in die Abteilung. Und ich habe meinem Referat mit auf den Weg gegeben, insbesondere den Leiterinnen und Leitern, dass man lieber mal das eine oder andere Gespräch mehr führt, ja? Um zu vermitteln, für was sind wir zuständig? Und genau das würde ich auch machen. Ich mache das zwar schon, aber dieser Job ist ein Job an der Schnittstelle zwischen politischer Leitung und eben der Fachebene. Und sie haben unterschiedliche Erwartungshaltungen eben auch. Und ich würde mich freuen, manchmal ein bisschen Zeit zu haben eben für Gespräche, insbesondere auch mit Studenten und universitären Thinktanks, weil ich daraus immer sehr, sehr viele wertvolle Impulse für meine Arbeit ziehe. Und ich würde mir manchmal auch hoffen, und das ist aber auch etwas, das bleibt eine Hoffnung, dass man bei Veranstaltungen, zu denen man eingeladen ist/

Lena Rickenberg: Auch mal bleiben darf?

Ben Brake: Auch mal bleiben darf, ganz genau. Und nicht sozusagen, ich hatte erst letztens eine Veranstaltung, da bin ich schon verspätet rein, da haben sie schon einen anderen Redner vorgezogen, und musste auch noch verfrüht raus. Und das bei einem Thema, Regulierung von KI, das eben zentral wichtig ist eben auch für dieses Haus und sicherlich auch für die Bundesregierung. Und das hat mich sehr geärgert. Das hat mich sehr geärgert. Da ärgert man sich selbst sozusagen ein bisschen über seinen eigenen Kalender. Weiß aber auch, dass dieses Problem nie komplett irgendwie zu beseitigen ist.

Lena Rickenberg: Ja, die schlechte Nachricht ist, ich habe keine Zeitmaschine.

Ben Brake: Bedauerlich.

Lena Rickenberg: Ich hätte auch wirklich sehr gerne eine. Und ich wäre auch sehr gerne häufig an mehreren Orten gleichzeitig.

Ben Brake: An Ihren Dienstantrittstag zurück, so was.

Lena Rickenberg: Zum Beispiel. Nein, wir gucken natürlich in die Zukunft.

Ben Brake: Ja, natürlich.

Lena Rickenberg: Und wir schauen uns 2025 an. Da wird ja gewählt.

Ben Brake: Ja.

Lena Rickenberg: Das heißt, nächstes Jahr geht es ja quasi schon in den Wahlkampf.

Ben Brake: Na, also piano.

Lena Rickenberg: Mehr oder weniger. Und was ist denn bis dahin fertig für uns?

Ben Brake: Bis 2025 werden zentrale Maßnahmen der Digitalstrategie fertig sein.

Lena Rickenberg: Zum Beispiel?

Ben Brake: Zum Beispiel der Glasfaserausbau. Zum Beispiel das Projekt, mehr und bessere Daten zur Verfügung zu stellen. Zum Beispiel offene Standards. Zum Beispiel auch das Projekt der digitalen Identitäten. Das sind drei Projekte, von denen wir uns eine katalysatorische Wirkung erhoffen eben auf andere Projekte, die momentan in der Digitalstrategie, die wir ja gerade finalisieren, eben auch enthalten sind. Weil wenn Sie mehr und bessere Daten haben und wenn Sie ein schnelles Internet haben, dann können Sie eine ganze Menge eben dieser Projekte, die alle irgendwo datengetrieben, die alle digital sind, viel, viel besser realisieren. Wenn Sie eine vernünftige digitale Identität haben, können Sie jenseits von Behördendienstleistungen eben auch im Internet sich mit unternehmensunabhängigen digitalen Identitäten ausweisen. Und das wollen wir zumindest als eine Alternative mit auf den Weg bringen. Und wenn diese drei zentralen Projekte umgesetzt sind, dann bin ich eigentlich auch sehr, sehr zuversichtlich, dass eben auch die Digitalstrategie insgesamt 2025 zu einem guten Ende gebracht werden kann.

Lena Rickenberg: 2025 ist aber vor der Tür eigentlich. Wenn da jetzt was hinten runterfallen müsste, was wäre es?

Ben Brake: In meinen Augen nichts. So sollten wir gar nicht anfangen. Das ist mein Shift. In meinen Augen der falsche Ansatz zu sagen: Wo können wir vielleicht so ein bisschen weniger Fokus drauflegen? Ich bin der Meinung, wir sollten auf alle diese Projekte, die die einzelnen Ministerien genannt haben und die sie in ihrer eigenen Verantwortung umsetzen können, einen starken Fokus legen. Denn es gibt eine ganze Menge zu tun.

Lena Rickenberg: Auf jeden Fall. Insofern viel Glück für alles.

Ben Brake: Vielen Dank.

Lena Rickenberg: Und das war es bei Emmett in Transit. Vielen Dank für das Rumnerden. Es hat wirklich Spaß gemacht.

Ben Brake: Sehr gern.

Lena Rickenberg: (Musik läuft) So ganz sicher bin ich mir jetzt immer noch nicht, was mit dem Mobilitätsdatengesetz eigentlich auf uns zukommt. Und ob das 9-Euro-Ticket eine einfache und smarte Nachfolge kriegt. Aber es ist ja auch noch ein bisschen Zeit bis 2025. Und bis dahin kann auf jeden Fall noch einiges passieren. Ein absolutes Muss für Mobilitätsdatenliebhaber*innen ist übrigens die mFUND-Konferenz am 13. und 14. September in Berlin. Das Motto: Dateninnovationen für eine umwelt- und klimafreundliche Mobilität. Highlights der Konferenz sind der 4. BMDV Start-up-Pitch mit Volker Wissing und die vier Workshops, die wir von Move Mobility für Sie anbieten. Passend zur heutigen Folge ist auch einer zur Entwicklung von datengetriebenen Geschäftsmodellen dabei. Den Link zur Anmeldung finden Sie in den Shownotes. Wir würden uns freuen, Sie auf der Konferenz persönlich zu treffen. Bis dahin.

Sprecher*innen

Ben Brake klein
Ben Brake ist Leiter der Abteilung "Digital- und Datenpolitik" im BMDV. Zuvor arbeitete er beim IT-Dienstleister IBM, bei dem er rund zehn Jahre das Berliner Büro leitete. Seine Karriere begann im Deutschen Bundestag und im Bundesministerium der Justiz.

Ben Brake

Abteilungsleiter Digital- und Datenpolitik, BMDV
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