In Folge #21 unseres Podcasts Emmett in Transit wird es intim: Wir sprechen über Mobilitätsdaten, die besser privat bleiben sollten, und Wege, die die Arbeit mit ihnen trotzdem ermöglichen.
Wer sich nicht tief in die Datenschutzeinstellungen seines Smartphones begibt, zeichnet damit pausenlos Bewegungsdaten auf und überlässt sie App-Anbietern, die sie für diverse, nicht immer transparente Zwecke nutzen oder an Dritte weiterverkaufen. Obwohl sich mit diesen Daten sehr viel über eine Person in Erfahrung bringen lässt, lassen die meisten Menschen das – mehr oder weniger bewusst – zu. Die versteckten Voreinstellungen, endlos lange Nutzungsbedingungen und die eigene Bequemlichkeit machen es möglich.
Dass solche Daten interessant sind für Mobilitätsanbieter, aber auch Stadt- und Verkehrsplaner*innen, steht außer Frage. Wie sie sich erheben lassen, ohne auf Privatsphäre und Datenschutz zu verzichten, ist das Fachgebiet von Helena Mihaljević und Alexandra Kapp. Ihr Zauberwort lautet Anonymisierung, was simpler klingt, als es ist.
UNSERE GÄSTE
„Es gibt die Erwartung: Wenn ich nur ganz viele Daten habe, wird mir das ganz viele Erkenntnisse liefern, und das löst ganz viele Probleme. Aber so einfach ist es nicht“, erklärt Helena Mihaljević. Sie rät Unternehmen, zuerst ein Ziel zu formulieren und dann zu überlegen, welche Daten dafür gebraucht werden, statt in massenhaft und ziellos erhobenen Daten nach einer Innovation zu suchen.
Mihaljević ist Professorin für Data Science an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Die promovierte Mathematikerin forscht in interdisziplinären Projekten, unter anderem in der datenbasierten Mobilitätsforschung. Aktuell leitet sie das Projekt FreeMove, in dem es um das datenschutzbewusste Teilen von Bewegungsdaten geht. Davor forschte sie im mFUND-Projekt OpenTrafficCount zu datenschutzkonformen Verkehrszählungen.
„Wenn ich mit sensiblen Daten von Personen arbeite, kommt damit auch eine Verantwortung einher“, sagt Alexandra Kapp, die Schnelligkeit oder Bequemlichkeit in Unternehmen nicht über den Datenschutz gestellt sehen will, diesen aber nicht als Innovationshemmnis betrachtet.
Sie arbeitet ebenfalls an HTW Berlin und promoviert dort im Rahmen des Projekts FreeMove zur privatsphärewahrenden Analyse und Modellierung von Mobilitätsdaten. Nach ihrem Master im Studiengang „Computing in the Humanities“ an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat sie als Daten-Analystin mit besonderem Fokus auf Geo- und Mobilitätsdaten gearbeitet. Kapp bloggt zudem über Mobilitätsdaten und Privatsphäre.
Aufruf: Mobilitätsdaten an FreeMove spenden
Das Team von FreeMove sucht Berliner Studierende, die 14 Tage lang mit einer App ihre Wege tracken. So soll ein aktueller, hochauflösender Datensatz entstehen, der auf Konsens beruht und dem Gemeinwesen zugutekommt.
DIE FRAGEN
Im Gespräch mit Emmett-Projektleiterin Lena Rickenberg erläutern die beiden Expertinnen, an welchem Punkt die legitime Nutzung von Bewegungsdaten aufhört, erzählen von sinnvollen und weniger sinnvollen Datenanalysen und erklären, warum sie Fans vom Rauschen sind. Ja, richtig gelesen: Rauschen. So heißt ein zentrales Mittel bei der Anonymisierung.
ÜBER EMMETT IN TRANSIT
Brauche ich künftig nur eine App, um Mietwagen, Zug und Fahrrad zu nutzen? Wann und wie wird KI autonome Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen lenken? Warum fliegen Drohnen neuerdings Teile des 38.500 Kilometer langen deutschen Schienennetzes ab? Wir sprechen mit Menschen aus Wissenschaft, Forschung und Unternehmen über neue datenbasierte Technologien im Mobilitätssektor und ihre Auswirkungen auf den Menschen.
Keine Folge verpassen: Jetzt den Podcast abonnieren!
Emmett in Transit können Sie auf Apple Podcasts, Google Podcast, Spotify oder Deezer anhören. Abonnieren Sie den Podcast, um keine Folge zu verpassen!