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Verkehrssicherheit: FeGiS+ ermittelte 1.000 Gefahrenstellen in Aachen

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Fabian Schweyher

Verkehrssicherheit: FeGiS+ ermittelte 1.000 Gefahrenstellen in Aachen

Gefahrenstellen im Straßenverkehr identifizieren und die Sicherheit verbessern: Das mFUND-Projekt FeGiS+ richtet sich mit seinem datengetriebenen Ansatz insbesondere an Kommunen. Im Interview mit Emmett erläutert Projektkoordinatorin Michaela Grahl die Funktionsweise der Webseite gefahrenstellen.de und berichtet von Praxiserfahrungen sowie den Bedürfnissen der Kommunen.

Frau Grahl, mit dem Projekt FeGiS+ wollen Sie Gefahrenstellen im Straßenverkehr identifizieren, damit Behörden und Kommunen riskante Straßenabschnitte entschärfen können. Wie arbeitet die von Ihrem Team entwickelte Software?

Wir nutzen einen Algorithmus, der automatisiert einen Gefahrenscore für den Straßenverkehr berechnet. Der Wert gibt an, wie gefährlich einzelne Straßenabschnitte für die Verkehrsteilnehmer:innen sind. Auf diese Weise machen wir die Gefahrenstellen sichtbar. Der Algorithmus, der den Gefahrenscore berechnet, greift dafür auf Daten aus verschiedenen Quellen zu. Dazu zählt die Unfallstatistik der Polizei, die neben schweren Unfällen zusätzlich leichte beinhaltet. Weitere Daten kommen von Verkehrsteilnehmenden, die neue Gefahrenstellen auf unserer Webseite gefahrenstellen.de eintragen. Wir werten auch Datensätze von Kooperationspartnern aus, die direkt aus Fahrzeugen stammen. Darin sind sicherheitskritische Fahrmanöver verzeichnet, etwa scharfes Bremsen oder abrupte Ausweichmanöver. Alle Datenquellen werden zusammengeführt und ausgewertet, woraus sich der Gefahrenscore ergibt. Der Algorithmus berechnet die Werte regelmäßig neu, da fortlaufend neue Daten hinzukommen.

Das Porträtfoto zeigt Michaela Grahl

Bild: Initiative für sichere Straßen

Michaela Grahl koordiniert das mFUND-Projekt FeGiS+. Bei der „Initiative für sichere Straßen“ leitet sie den Bereich Projektmanagement.

Wie verlässlich erkennt das System Gefahrenstellen in der Praxis?

Das Projektteam, bestehend aus Hochschulpartnern, IT- und Verkehrsexpert:innen, hat den Gefahrenscore-Ansatz beispielsweise in der Pilotregion Aachen getestet. Es konnte auf vorhandene Datensätze sowie zahlreiche Meldungen von Bewohner:innen zurückgreifen, da öffentlich zum Mitmachen aufgerufen wurde. So gelang es, rund 1.000 Gefahrenstellen in Aachen zu bestimmen. Darunter waren auch riskante Straßenabschnitte, die der Kommune nicht als solche bekannt waren. Die einzelnen Ergebnisse und der Gefahrenscore sind auf unserer Webseite einsehbar.

In welchen Regionen lässt sich der Gefahrenscore nutzen?

Die Analyse des Straßenverkehrs mitsamt Gefahrenscore bieten wir für beinahe ganz Deutschland. Wir nutzen dafür detaillierte Unfalldaten, die 14 Bundesländer zur Verfügung gestellt haben, in Kombination mit User:innendaten. Der Algorithmus berechnet daraus den Gefahrenscore für die einzelnen Straßenabschnitte.

Sind die von Ihrer Software aufbereiteten Informationen frei verfügbar?

Nein. Mit gefahrenstellen.de richten wir uns an alle Verkehrsteilnehmer:innen. Dort sind die User:innenmeldungen frei recherchierbar. Für professionelle Nutzer:innen bieten wir einen kostenpflichtigen Zugang zu unserem Pro-Portal, das den Gefahrenscore, die Datensätze und weitere Funktion umfasst. Eine Gebühr verlangen wir, da die Datensätze fortlaufend aktualisiert werden, auch über die Dauer des Forschungsprojekts hinaus.

mFUND-Kit – so gelingt Kommunen die digitale Mobilität

In mehreren Beiträgen stellen wir datengetriebene Innovationen aus dem mFUND vor, die sich mit Herausforderungen im Bereich Mobilität beschäftigen, die für Kommunen besonders relevant sind. Alle Lösungen haben gemeinsam, dass sie praxis- und lösungsorientiert sind.

Weitere Beiträge der Reihe „mFUND-Kit – so gelingt Kommunen die digitale Mobilität“ finden Sie in der Rubrik Wissen.

Sollen damit auch Kommunen angesprochen werden?

Das Pro-Portal ist speziell auf die Bedürfnisse von Kommunen und Verkehrsplaner:innen zugeschnitten. Sie können damit auf alle Datensätze zu ihrer Kommune vollständig zugreifen – von den aufbereiteten Unfallzahlen über die User:innendaten bis zum Gefahrenscore. Die Statistiken lassen sich beispielsweise sichten, die Daten analysieren. Die Gefahrenstellen können nach Gefahrenscore sortiert werden. Zukünftig sind außerdem übersichtliche und datenschutzkonforme Unfall-Hotspot-Analysen möglich. Das Pro-Portal soll es Kommunen-Mitarbeiter:innen ermöglichen, alle Informationen zusammenhängend zu betrachten und zu nutzen. Es eignet sich auch für die Dokumentation und zum Austausch der Informationen.

Gibt es Einschränkungen bei der Nutzung der Datensätze?

Die Kommunen können nur auf Daten ihrer Region zugreifen, für die sie berechtigt sind. Gleichzeitig stellen wir ihnen umfangreichere Daten als üblich zur Verfügung. Ein Beispiel sind die Unfalldaten der Polizei. Die Kommunen erhalten diese Daten oftmals nur auf Anfrage und zumeist beinhalten sie nur schwere Unfälle. Der Datenschutz verhindert, dass leichte Unfälle veröffentlicht werden dürfen. Deswegen anonymisieren wir diese Daten, um sie in den Datenbestand einbeziehen zu können. Das heißt: Die Kommunen können diese Unfalldaten, die normalerweise nicht zugänglich sind, in unserem Pro-Portal nutzen.

Sie sagten, dass Sie auch Informationen von Freiwilligen nutzen, die selbstständig Daten zu riskanten Straßenabschnitten übermitteln. Was können Kommunen tun, um Menschen in ihrer Region dazu zu motivieren?

In den Pilotprojekten hat es sich bewährt, wenn lokale Partner wie die Kommunen öffentlich zum Mitmachen aufrufen. Erfahrungsgemäß funktioniert es noch besser, wenn Presseartikel dazu erscheinen. Dies führt in der Regel zu einer großen Beteiligung. Über User:innenmeldungen lässt sich innerhalb von ein, zwei Monaten eine gute Übersicht zu den Gefahrenstellen bekommen.

Mit dem Smartphone lassen sich Gefahrenstellen auch mobil schnell melden.

Bild: FeGiS+/gefahrenstellen.de

Mit dem Smartphone lassen sich Gefahrenstellen auch mobil schnell melden.
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