Was Sie zum Start der Mobilithek wissen müssen [Aktualisiert]

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Henry Steinhau

Was Sie zum Start der Mobilithek wissen müssen [Aktualisiert]

Mit ihrem Start hebt der Bund die Verfügbarkeit von und den Umgang mit Mobilitätsdaten auf eine neue Stufe: Die Mobilithek vereint den Mobilitätsdaten-Marktplatz (MDM) und die mCLOUD in einer neuen, modernen Cloud-Architektur. Damit will sie einen flexibleren Umgang mit den Mobilitätsdaten ermöglichen, etwa für öffentliche und private Verkehrsunternehmen, Behörden, aber auch für Wissenschaft und Forschung. Davon sollen Bürger*innen profitieren, etwa bei Reiseplanungen, in Navigations- und Routingdiensten oder auch durch Echtzeitinformationen des ÖPNV.

Was ist die Mobilithek und wer betreibt sie?

Die Mobilithek ist eine cloudbasierte Online-Plattform für Mobilitätsdaten. Dort können Verkehrsbehörden und Infrastrukturbetreiber*innen, Unternehmen sowie andere Informationsanbietende Daten bereitstellen beziehungsweise nutzen.

Die Mobilithek führt den bisherigen Mobilitätsdaten-Marktplatz (MDM) und die mCLOUD zusammen – in einer neuen, modernen Cloud-Architektur. Sie löst dabei den MDM als nationalen Zugangspunkt (National Access Point, NAP) . All jene, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, müssen ihre statischen und dynamischen Mobilitätsdaten also in die Mobilithek einspeisen. (Siehe hierzu auch der Artikel zum neuen Personenbeförderungsgesetz und zu den darin enthaltenen Datenbereitstellungspflichten.)

Zudem fungiert die Mobilithek als vielseitig anschlussfähiges Mobilitätsdatenökosystem, mit Verknüpfungen zu Open-Data-Portalen des Bundes (GovData) sowie zum Mobility Data Space (MDS), einer übergreifenden Plattform der Wirtschaft für Mobilitätsdaten, auf der ebenfalls Daten ausgetauscht, aber beispielsweise auch kommerziell gehandelt werden können. Technisch basiert die Mobilithek – wie auch der MDS – auf den Spezifikationen des International Data Space (IDS).

Federführend beim Aufbau und für den Betrieb der Mobilithek ist das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) zusammen mit der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), die bereits den Mobilitätsdaten Marktplatz (MDM) aufbaute, betreibt – und diesen nun in die Mobilithek migriert. Den MDS betreibt hingegen die eigens dafür gegründete „DRM Datenraum Mobilität GmbH“, in der Unternehmen, Bundesländer, mehrere Forschungsinstitutionen und Kommunen zusammenarbeiten.

Lesen Sie hierzu auch das Interview mit Mobilithek-Projektleiter Roland Goetzke auf Emmett

Video-Aufzeichnung des Online-Events zum Start der Mobilithek (am 22.6.2022)
Für welche Art von Daten ist die Mobilithek gedacht?

Sie ist die Plattform für digitale Informationen von Verkehrsbehörden, Infrastrukturbetreibenden und Mobilitätsanbietenden. Dazu zählen unter anderem Verkehrsinformationen in Echtzeit, Orts- und Betriebsdaten zu Verkehrsinfrastrukturen, Fahrplandaten, Standorte von Leihfahrzeugen und viele weitere mobilitätsrelevante Angaben.

Zu den Mobilitätsdaten, die die Mobilithek aufnimmt und verwaltet, gehören statische und dynamische Daten, unter anderem Fahrplandaten, Echtzeit-Verkehrsinformationen, Standorte von Mietwagen oder Leihfahrrädern und vieles mehr.

Zu den statischen Daten gehören Angaben, die sich in der Regel nicht, nur selten beziehungsweise in längeren Intervallen ändern. Dazu zählen Angaben zum Unternehmen, wie Name, Kontaktdaten und die Beschreibung der Dienstleistung, zudem konkrete Reiseinformationen, etwa Fahrpläne oder Tarife. Bei eintretenden Änderungen müssen diese Daten aktualisiert werden.

Zu den dynamischen Daten, beispielsweise im Linienverkehr von Personenbeförderungsanbietenden, gehören Informationen über Ausfälle, Störungen und Verspätungen, die voraussichtliche Abfahrts- und Ankunftszeit sowie die tatsächliche oder prognostizierte Auslastung des Verkehrsmittels, der aktuelle Betriebsstatus der „Zugangsknoten“ (Haltestellen, Bahnhöfe etc.) und der dort vorhandenen Infrastruktur. Bei der Personenbeförderung im Gelegenheitsverkehr – Taxis, vermittelte Fahrdienste und so weiter – sind dynamische, sprich Echtzeitdaten beispielsweise jene über die Verfügbarkeit von Fahrzeugen an Stationen, über deren Auslastung sowie über die tatsächlich abgerechneten Kosten.

Weil dynamische Daten permanent aktualisiert werden, müssen die Anbieter sie in der Mobilithek – technisch gesehen – als automatisch aktualisierbaren Stream bereitstellen. Hierauf ist die Mobilithek durch entsprechende Schnittstellen vorbereitet, wozu auch die Verknüpfung mit bereits bestehenden sowie zukünftigen Apps gehört. Zudem will sie mit einem Verzeichnis von Metadaten sowie mittels Suchfunktionen die Bedarfe und Angebote von Datennehmer*innen und -geber*innen zusammenbringen (Brokering).

Wer ist verpflichtet, Daten in der Mobilithek bereitzustellen?

Die Datenbereitstellungspflicht ergibt sich aus den Regelungen, die das geltende, vor kurzem reformierte Personenbeförderungsgesetz enthält. Sie betrifft Verkehrsbehörden, öffentliche Verkehrsunternehmen, private Betreiber*innen von Verkehr, Infrastruktur und „nachfrageorientierten Verkehrsangeboten“, aber auch öffentliche und private Anbieter*innen von Reise- und Verkehrsinformationen.

Gemeint sind Anbietende von plattformbasierten und bedarfsgesteuerten Beförderungsdiensten, sowohl im sogenannten „Linienbedarfsverkehr“ als auch im „gebündelten Bedarfsverkehr", also beispielsweise Uber und Free Now oder MaaS-Apps wie beispielsweise Jelbi (Berlin), hvv switch (Hamburg), Leipzig Move und Aachen Move. Die Datenbereitstellungspflicht gilt auch, wenn die überwiegenden Verkehre nur lokal stattfinden.

Wer sollte und wer darf Daten in die Mobilithek überführen?

Neben jenen, die der Datenbereitstellungspflicht unterliegen, können und sollen Unternehmen, Institutionen, Einrichtungen auch freiwillig – oder auch auf Basis von Förderrichtlinien – ihre gesammelten, aggregierten oder generierten Mobilitätsdaten in die Mobilithek überführen. Beispielsweise auch Forschungsdaten aus Förderprojekten oder ähnliche.

Sollten Personenbeförderungsunternehmen für die konkrete und kontinuierliche Datenbereitstellung externe Dienstleistende beauftragen, sogenannte „Erfüllungsgehilfen“ oder auch „Datentreuhänder*innen“, dann dürfen diese „Externen“ die Daten auch direkt in die Mobilithek einspeisen. Sie müssen als beauftragte Lieferanten der Daten gegenüber der Mobilithek offiziell gelistet und eindeutig zugeordnet sein, am besten mit festen Ansprechpersonen.

Wer Daten in die Mobilithek geben will, muss sich dort als Nutzer*in registrieren und einer Organisation angehören beziehungsweise angeschlossen sein. Hierbei kann es sich um ein Amt, eine Behörde, ein Büro, eine Universitätsabteilung, eine Firma oder eine andere Art von Organisation handeln. Ihr müssen mindestens eine oder auch mehrere Nutzerinnen und Nutzer angehören, die im Namen der Organisation in der Mobilithek agieren.

Bildschirmfoto des Dialogs zum Registrieren als Nutzer_in der Mobilithek

Screenshot: Emmett; Quelle: Mobilithek.info/BMDV

Die Registrierung als Nutzer*in der Mobilithek erfordert als erstes die Eingabe einer E-Mail-Adresse. Danach erfolgen die Zuordnung zu einer Organisation und gegebenenfalls zu einer Dachorganisation sowie die Eingabe weiterer Informationen.

Für bestimmte Fälle lässt sich auch eine Dachorganisation registrieren, die als Datengeber*in fungiert. Solch einer Dachorganisation können sich Nutzer*innen mitsamt ihrer originären Organisation beim Dateneingabeprozess zuordnen. Etwa wenn sie zu einem Institut einer Universität oder einer Forschungsgesellschaft gehören, dann wären diese die Dachorganisationen.

Registrierte Nutzer*innen der Mobilithek können verschiedene „Rollen“ annehmen, die sich auf bestimmte Tätigkeiten beziehen und denen unterschiedliche Zugriffsrechte zustehen. Beispielsweise die Rolle „Angebotsmanagement“, die für das Erstellen einer Dateneingabe erforderlich ist.

Wie gebe ich ein Datenangebot in der Mobilithek ein?

Wenn Sie Daten in der Mobilithek anbieten und veröffentlichen wollen, müssen Sie bei der Online-Eingabe bestimmte Pflichtangaben machen (die betreffenden Felder sind gesondert gekennzeichnet). Für die Eingabe sollten Sie Folgendes beachten:

  • Sie sollten allgemeine Informationen sowie Informationen zum Inhalt, Angaben zur zeitlichen und zur örtlichen Relevanz und zu den Verantwortlichkeiten bereithalten. Des Weiteren sollten Ihnen Referenz- und Beispieldateien sowie Erklärungen der Datenanbietenden vorliegen.
  • Bei der Eingabe können und müssen Sie auch die von Ihnen gewünschte Art der Nutzungsbedingungen auswählen. Hierfür bietet die Mobilithek eine vorgegebene Liste, zu der die Kategorien Lizenzfreiheit, Lizenz oder sonstige vertragliche Regelung ebenso zählen, wie freie Nutzung, eingeschränkte Nutzung, Kostenfreiheit und Kostenpflicht. Diese Kategorisierung ist die Basis dafür, dass alle Nutzer*innen der Mobilithek mit Filtern nach Datenangeboten suchen und sich dank deren Beschriftung mit den Kategorien besser im Bestand orientieren können.
  • Zugleich können Sie während der Eingabe auch eine von mehreren verfügbaren Standard-Lizenzen auswählen oder ein eigenes Lizenzdokument hochladen.
  • Zu den Nutzungsbedingungen gehören auch Angaben zu etwaigen Daten für die Gültigkeit Ihres Angebots, hilfreiche Nutzungshinweise, Informationen zu den Quellen sowie Spezifikationen, die sich auf mögliche Vorgaben für etwaige Abonnent*innen ihres Datenangebots beziehen. Sie können festlegen, ob jedes Abonnement Ihre Zustimmung beziehungsweise Freigabe erfordert. Wenn Sie dies so einstellen, können interessierte Organisationen Ihr Datenangebot zwar abonnieren, doch Sie als Herausgeber*in müssen das Abonnement je Nutzer*in noch aktivieren.

Es gibt die Möglichkeit, ein Datenangebot in der Mobilithek anzulegen und zu speichern, ohne es gleichzeitig zu veröffentlichen – bis dahin ist es nur für Angehörige und Angeschlossene Ihrer Organisation sichtbar (dafür müssen aber alle Pflichtangaben gemacht sein). Nur veröffentlichte Datenangebote sind durch Nutzer*innen recherchierbar. Ein bereits veröffentlichtes Datenangebot können Sie jederzeit ändern, jedoch nicht mehr in den Modus versetzen, bei dem es nur Ihre Organisation sieht; es bleibt stets veröffentlicht.

Um abzudecken, welche Regionen ihr Datenangebot abdeckt, können Sie dies entweder in einer Karte anhand von Geodaten markieren oder über sogenannte NUTS-Codes angeben (EU-weit genutzte Systematik zur eindeutigen Identifizierung und Klassifizierung von Verwaltungsebenen und -einheiten).

Wenn Sie Datenangebote in der Mobilithek bereitstellen, entstehen Ihnen keine Kosten.

Für jedes Datenangebot können Sie in der Mobilithek festlegen, für wen es sichtbar sein soll, etwa „Öffentlich“, „Intern“ oder „Limitiert“:

  • „Öffentlich“ meint, alle Nutzer*innen – auch nicht registrierte – können es sehen.
  • „Intern“ steht dafür, dass es nur angemeldete Nutzer*innen sehen.
  • „Limitiert“ ermöglicht, die Sichtbarkeit ihres Datenangebots auf einzelne registrierte Organisationen zu beschränken.
Wie nutze ich Datenangebote der Mobilithek?

Die Mobilithek steht generell allen Nutzer*innen offen. Sie müssen nicht registriert sein, um die Datenangebote zu durchsuchen und darin zu recherchieren. Wählen Sie dazu auf der Mobilithek-Webseite die Hauptnavigation„Datenangebote“.

Sie können für Ihre Suche in den Datenangeboten Filter nutzen, etwa für die Datenabietenden, für bestimmte Schlagwörter und Themen und so weiter.

Nicht alle Datenangebote der Mobilithek stehen Ihnen für direkten Zugriff zur Verfügung. Für manche müssen Sie registrierte*r Nutzer*in sein beziehungsweise diese abonnieren.

Als registrierte Nutzer*in können Sie mehr Datenangebote sehen, recherchieren und nutzen.

Beim Nutzen von Datenangeboten ist zwischen „gebrokerten“ und „nicht gebrokerten“ Daten zu unterscheiden:

  • „Gebrokert“ sind Datenangebote in der Regel dann, wenn sie über die technischen Schnittstellen der Mobilithek zu beziehen sind. Hierfür ist es erforderlich, registrierte*r Nutzer*in zu sein.
  • „Nicht gebrokerte“ Datenangebote beziehen Sie in der Regel direkt von den Anbietenden, hierfür müssen Sie keiner Organisation angehören oder angeschlossen sein beziehungsweise solche Datenangebote müssen Sie nicht abonnieren.
Was passiert mit den Daten, die derzeit im MDM und in der mCLOUD gespeichert sind?

Die Betreiber*innen der Mobilithek bewerkstelligen und gewährleisten sämtliche Übernahmen aller Daten, die bisher in der mCLOUD beziehungsweise im MDM gespeichert sind. Dies geschieht automatisch, die Datenurheber*innen müssen ihre Bestände weder erneut hochladen noch neu verknüpfen.

Es könnte erforderlich sein, dass Nutzer*innen der Datenmigration explizit zustimmen und einzelne Angaben zu ihren Daten ergänzen müssen. Und für Nutzer*innen des MDM ändern sich die URLs der Schnittstellen, die bisher für den Datentransfer verfügbar waren.

Für diese Prozesse richten die Mobilithek-Betreiber:innen eine Übergangsphase ein, während der sowohl die mCLOUD als auch der MDM weiterlaufen. Das soll etwaige Datenverluste verhindern. Generell wollen sie auf alle Nutzer*innen zukommen und sie beim Datenumzug unterstützen.

Ob für Datengebende oder auch Datennehmende eine Neuanmeldung bei der Mobilithek erforderlich ist oder bisherige Nutzer*innendaten des Mobilitätsdaten-Marktplatzes beziehungsweise der mCloud automatisiert übernommen werden können, wie in der Mobilithek mit Doubletten umgegangen wird und mehr zum Zeitplan für die Migration der Datenangebote in die Mobilithek – Antworten darauf und Informationen dazu finden sich im Bereich Hilfen/FAQ auf der Webseite der Mobilithek.

Wo erfahren Nutzer*innen noch mehr zur Mobilithek?

Weiterführende Informationen zur Mobilithek bieten das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) auf der Webseite des MDM.

Seit ihrem offiziellem Launch bietet die Mobilithek auch zahlreiche Hilfen und Unterstützung für alle, die Daten geben oder nutzen wollen. So gibt es auf der Webseite neben Unterstützungsdokumenten zum Herunterladen auch zahlreiche Antworten auf häufige Fragen (FAQ) sowie ein Online-Kontaktformular für direkte Fragen.

Zusätzlich ist ein Servicedesk eingerichtet, dessen Mitarbeiter*innen via E-Mail und Telefon erreichbar sind (Werktags von 7 bis 19 Uhr, Samstags von 8-14 Uhr)

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