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M FUND Konferenz 2022 Themeninsel

Zwei Tage mFUND-Konferenz 2022: viel Austausch zu Datenqualität, klimafreundlicher Mobilität und Open Data

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Redaktion Emmett

Zwei Tage mFUND-Konferenz 2022: viel Austausch zu Datenqualität, klimafreundlicher Mobilität und Open Data

Mobilitätsdaten für den ÖPNV, mehr Verkehrssicherheit und effiziente Zusammenarbeit mit den Kommunen – zu diesen und weiteren Aspekten berieten während der mFUND-Konferenz in Berlin knapp 300 Teilnehmende. Neben mFUND-Projektteams waren Vertreter*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik gekommen. Eine Jury unter Mitwirkung des Bundesverkehrsministers Volker Wissing zeichnete von neun Finalist*innen des 4. BMDV-Start-up-Pitches drei Projekte mit Preisen aus.

Das diesjährige mFUND-Leitthema „Dateninnovationen für eine umwelt- und klimafreundliche Mobilität“ war auch das Motto der zweitägigen mFUND-Konferenz. Sie fand in diesem Jahr wieder analog statt, nachdem sie 2020 und 2021 jeweils online durchgeführt wurde (im Jahr 2020 als europäische Open Data for Smart Mobility Conference, Anm. d. Red.). Die Location, ein Eventcenter mitten im geschäftigen Westhafen der Hauptstadt, bildete mit Container-Verladestation und Liegeplätzen für Ausflugsschiffe sowie als Knotenpunkt für Wasser-, Straßen- und Schienen-Logistik einen passenden Rahmen. Während draußen die Hafenmitarbeiter*innen Container bewegten und Züge, Lkw und Schiffe rangierten, reflektierten und diskutierten drinnen die Konferenz-Teilnehmenden Herausforderungen und Lösungen für die Mobilität von Menschen und den Transport von Waren.

Dafür gab es sowohl in Panels, Fachforen und Workshops als auch an mehreren Infoständen reichlich Gelegenheit. Letztere informierten über die Netzwerk- und Austausch-Plattform Emmett, das Frauennetzwerk Women for Datadriven Mobility, den Deutschen Mobilitätspreis, den mFUND und die Gründungsfinanzierung EXIST. Außerdem luden vier Themeninseln insbesondere die Beteiligten aus mFUND-Projekten dazu ein, mit Geboten und Gesuchen am Schwarzen Brett auf ihre Projektergebnisse, offene Datenbestände oder ihr Vorhaben aufmerksam zu machen, sich mit anderen zu vernetzen oder direkt ins Gespräch zu kommen.

Am Infostand zum Deutschen Mobilitätspreis stehen zwei Menschen und reden miteinander

Foto: BMDV/Georg Kassner

An den Infoständen, wie hier zum Deutschen Mobilitätspreis …
Am Infostand zur Grüdnungsfinanzierung EXIST stehen drei Menschen, zwei reden miteinander

Foto: BMDV/Georg Kassner

… und hier zur Gründungsfinanzierung EXIST, ließen sich Teilnehmende der mFUND-Konferenz beraten und inspirieren.
Am Infostand zum Förderprogramm mFUND stehen zwei Menschen und reden miteinander

Foto: BMDV/Georg Kassner

Am Infostand zum mFUND ging es oft um die jüngsten Förderaufrufe zu Projekten für die Kohleregionen …
An einem Tisch neben einer Stelltafel stehen mehrere Menschen und reden miteinander

Foto: BMDV/Georg Kassner

… und an den Themeninseln hängten Projektbeteiligte Kontakt- oder Daten-Gesuche und -Gebote aus oder kamen direkt miteinander ins Gespräch.

Vom analogen zum digitalen Austausch: Im Emmett Netzwerk.

Zur Fortführung der analogen Interaktionen während der mFUND-Konferenz überführten wir die Gesuche und Gebote ins Emmett-Netzwerk, für das Sie sich hier anmelden können. Dort können Sie auch ein Profil anlegen und dieses mit ihren Projekten sowie Veranstaltungen verknüpfen, die Sie besuchen oder empfehlen und weitere Vernetzungen anbieten und wahrnehmen.

Mithilfe von Daten zu mehr Effizienz und verbraucher*innenfreundlicheren Diensten

Roter Faden von Keynote, Panels und Vorträgen sowie den sechs Workshops und zehn Fachforen waren die innovativen Ansätze von mFUND-Projekten, um mithilfe von Daten mehr Effizienz in der Mobilität zu erreichen oder neue, verbraucher*innenfreundlichere Dienste zu entwickeln. In ihrer Keynote zum Auftakt der Konferenz verdeutlichte Daniela Gerd tom Markotten, Vorständin für Digitalisierung und Technik bei der Deutschen Bahn, wie groß die Herausforderungen, aber auch die Chancen für ihr Unternehmen sind , Stichwort: „Digitale Schiene“. Zum Beispiel durch digitalisierte Signal- und Fahrdiensttechnik („ECTS-ready“) oder auch mit einem bereits verfügbaren Online-Buchungsportal für Güterbahnen zu freien Fahrtzeiten im Schienennetz.

In den Fachforen stand der fundierte Austausch anhand von Projekt-Präsentationen, Fragerunden und Diskussionen im Mittelpunkt. Zu Themen wie „Barrierefreiheit zur mobilen Teilhabe“, „Daten für den ÖPNV“, „datengetriebene Lösungen für den ländlichen Raum“ oder „automatisiert und autonom unterwegs“ präsentierten zahlreiche Projektteams ihre Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Beispielsweise zeigten sie Lösungen zu verbessertem Routing in mobilitätsrelevanten Gebäuden für eingeschränkte Personen durch Daten, die per Crowdsourcing aggregiert wurden.

Frau Markotten steht auf der Bühne und redet zum Publikum

Foto: BMDV/Georg Kassner

Daniela Gerd tom Markotten, Vorständin für Digitalisierung und Technik bei der Deutschen Bahn, erläuterte in ihrer Keynote unter anderem den Weg zur „digitalen Schiene“.
Auf derBühne im Saal der mFUND-Konferenz stehen vier Menschen und reden vor Publikum miteinander

Foto: BMDV/Georg Kassner

Im Panel „Daten für den ÖPNV“ ging es insbesondere um KI-gestützte Erfassung und vorausschauende Nutzung von Fahrgastzahlen.
Auf derBühne im Saal der mFUND-Konferenz sitzen fünf Menschen und reden vor Publikum miteinander

Foto: BMDV/Georg Kassner

Das Panel zu Extremwettereiergnissen erörterte, wie datengetriebene Entwicklungen die Mobilitätsakteur*innen unterstützen können, besser darauf vorbereitet zu sein.
Verkehrssicherheit verbessern mit sensorischer Stressmessung, smartem Radhelm und verunfallenden Avataren

Auf den Crowdsourcing-Ansatz setzt unter anderem das mFUND-geförderte Projekt ESSEM, dessen Beteiligte beim Fachforum „Neue Technologien für mehr Verkehrssicherheit“ dabei waren. Nachdem sie mittels einer Radfahr-App interessierte Proband*innen akquiriert hatten, absolvierten diese ihre Stadtfahrten fortan mit speziellen Trackern, die bestimmte Körperdaten detailliert aufzeichneten. Ziel war es, anhand von Hauttemperatur und -feuchte den Stresslevel der Radfahrenden zu ermitteln und diese Daten mit den Geokoordinaten und Zeitpunkten zu kombinieren. Indem die Projektmitarbeitenden hinreichend viele Testfahrten auswerteten, konnten sie bestimmte Kreuzungen oder Straßenabschnitte als besonders gefährlich für Radfahrende identifizieren.

Die zwei weiteren mFUND-geförderten Projekte dieses Fachforums nutzen Technologien für erweiterte und virtuelle Realität, um die Verkehrssicherheit von Radfahrenden und Fußgänger*innen zu verbessern. Bei SmartHelm erhalten Berufsradfahrende, etwa Paketbot*innen auf Lastenrädern, wichtige Warnungen und Informationen direkt auf eine „Augmented Reality“-Brille gespielt, teilweise mit einem Warnton verknüpft. Um rechtzeitige Warnungen vor drohenden Zusammenstößen mit Fahrzeugen geht es ebenfalls beim Projekt Sichere_VR. Um Testpersonen mit der entwickelten Warn-App nicht in reale Gefahrensituationen wortwörtlich „hineinlaufen“ zu lassen, bewegen sie sich mit einer „Virtual Reality“-Brille in einem künstlichen Raum. Verunfallen würden also lediglich ihre Avatare – ihre Reaktion auf die zu testenden Warnmechanismen können die Entwickler*innen auf diese Weise unter hinreichend „realistischen“ Bedingungen erforschen.

In der Diskussion erörterten die Teilnehmenden unter anderem, wie derartige digitaltechnische „Extensions“ insbesondere für vulnerable Personen, etwa Kinder und Senior*innen, in Bezug auf die Verkehrssicherheit zu bewerten seien – beispielsweise im Vergleich zu Technologien, die insbesondere schwere Fahrzeuge bei detektierten Gefahrensituationen automatisch und zwingend abbremsen, also verlässlicher und schneller agieren als Menschen am Steuer. Perspektivisch seien beide Verfahren in etwa gleichwertig sinnvoll, war als Konsens herauszuhören.

Neben einem großen Bildschirm stehen zwei Männer und erklären ihr Projekt SmartHelm dem Publikum im Raum

Foto: BMDV/Georg Kassner

Im Fachforum zu Verkehrssicherheit präsentierten drei Projekte, wie sie Augmented- und Virtual-Reality-Technologien in smarten Fahrradhelmen und für Unfallsimulationen einsetzen.
Neben einem großen Bildschirm steht eine Frau und erklärt dem Publikum im Raum den Begriff Innovation

Foto: Emmett/Keno Westhoff

Im Workshop zu wirtschaftlicher Verwertung von Projektergebnissen beschäftigten sich die Teilnehmenden unter anderem mit dem Warum und Wie des „Innovationsmanagements“.
Projekte überzeugender kommunizieren und präsentieren – Hands-on bei den Praxis-Workshops

In den insgesamt sechs Workshops waren Praxisbezug und Hands-on angesagt. Hierbei baten die Referent*innen die Teilnehmer*innen an den Stift beziehungsweise an die Tastatur, um einzeln oder in Kleingruppen das zuvor Erlernte umzusetzen oder Fragestellungen zu formulieren.

[Viele dieser praxisorientierten Veranstaltungen führten die Mitarbeiter*innen von Move Mobility durch, der mFUND-Begleitforschung, zu der auch Emmett und das Frauennetzwerk zählen. Zu den Workshops erstellt das Team von Move Mobility Praxisleitfäden, die wir hier auf Emmett bereitstellen.]

Im Workshop zu „Wissenschaftskommunikation“ übten die Teilnehmenden beispielsweise, einen Projektsteckbrief sowie eine Pressemitteilung verständlicher zu formulieren und lesefreundlicher zu strukturieren, etwa die zusammenfassende Kernaussage über das Projekt an den Anfang zu stellen, nicht ans Ende. In weiteren Workshops trainierten die Teilnehmenden, auf welchem Weg sie ihre Projektergebnisse (besser) wirtschaftlich verwerten oder wie sie ihr (nächstes) Vorhaben überzeugend(er) vorstellen und damit vielleicht den „Perfect Pitch“ hinlegen können. Hierbei konnten und sollten sie nicht nur Methoden kennenlernen, sondern auch direkt anwenden sowie in den anschließenden Auswertungsrunden reflektieren und ihre Erfahrungen dazu unmittelbar austauschen.

Zahlreiche Praxisfragen zu Open Data und den technischen Abläufen beim Daten geben und Daten nehmen erörterten auch die Teilnehmenden des zweiteiligen Workshops zur Mobilithek. Gewohnt kompetent erläuterte und beantwortete Mobilithek-Projektleiter Roland Goetzke, wie sich die neue Mobilitätsdatencloud nutzen lässt.

Bahnübergangsdaten für Rettungskräfte – Projekt MINOS holt Doppelgewinn beim Start-up-Pitch

Wie man sein Vorhaben in exakt drei Minuten eindrücklich präsentiert, bewiesen die Entwickler*innen von insgesamt neun Projekten beim mit Spannung erwarteten 4. Start-up-Pitch des BMDV, der am Abend des ersten Konferenztags stattfand. Eingeleitet durch Bundesverkehrsminister Volker Wissing, der auch zur Jury gehörte, bekamen alle neun Finalist*innen für drei Minuten die Gelegenheit, ihr Projekt in Wort und Bild vorzustellen. Vorgegebenes Leitthema für alle mitwirkenden Gründer*innen und Jungunternehmer*innen war, „digitale Lösungen für den Strukturwandel in den deutschen Braunkohlerevieren zu entwickeln, mit denen die klimafreundliche Mobilität und Daseinsvorsorge in den ehemaligen Kohleregionen vorangebracht werden.“

Auf der Bühne im Saal der mFUND-Konferenz steht Bundesverkehrsminister Volker Wissing und redet zum Publikum

Foto: BMDV/Georg Kassner

Bundesverkehrsminster Volker Wissing hob in seiner Einleitung des 4. BMDV-Start-up-Pitches hervor, wie wichtig digitale Mobilitätslösungen für den Strukturwandel in den Kohleregionen sind.
Auf der Bühne im Saal der mFUND-Konferenz steht die sechsköpfige Jury des Start-up-Pitch

Foto: BMDV/Georg Kassner

Die fünfköpfige Jury (hier mit der Moderatorin des Abends im roten Anzug) beriet und entschied, wer von den neun Finalist*innen des 4. BMDV-Start-up-Pitches mit zusätzlichen Preisen ausgezeichnet wurde; zudem konnten die Konferenz-Teilnehmenden über den Publikumspreis abstimmen.

Zu den präsentierten Lösungen zählten der Einsatz von Drohnen für die „Volumenschätzung bei Sanierungsbaustellen zur Umnutzung ehemaliger Braunkohletagebauten […]“ (Projekt TAGEBAU) und die Erstellung eines „vierdimensionalen digitalen Informationszwillings zur Darstellung der Umnutzung von Braunkohletagebauten für Bürger, Unternehmen und Politik“. Ein weiterer Pitch stellte einen digitalen „Alltagshelfer für mobile Senior*innen“ vor, der bei einem Ideensprint der Move-Mobility-Begleitforschung zu Mobilität in ländlichen Räumen entstanden ist. Als Gewinner*innen zeichnete die Jury folgende Projekte aus:

  • Spyce – social mobility: Digitale Anwendung für Mitfahrgelegenheits-Angebote auf Kurzstrecken im urbanen und ländlichen Raum
  • SafeAD: Ergänzung des ÖPNV in ländlichen Räumen mittels autonomer Shuttle-Busse, deren Navigation auf hochgenauen Karten in Echtzeit basiert
  • MINOS: Bahnübergangs-Statusinformationen in Echtzeit für Rettungsdienste
Auf der Bühne im Saal der mFUND-Konferenz stehen zwei Männer und erklären ihr Projekt MINOS

Foto: BMDV/Georg Kassner

Das Projekt MINOS – Bahnübergangs-Statusinformationen in Echtzeit für Rettungsdienste – erhielt sowohl einen Jury- als auch den Publikumspreis.
Auf der Bühne im Saal der mFUND-Konferenz stehen alle Teilnehmenden und die Jury des Start-up-Pitches

Foto: Emmett/Keno Westhoff

Zum Ende des 4. BMDV-Start-up-Pitches kamen alle Finalist*innen und die Jury noch einmal auf der Bühne zusammen.

MINOS gewann zudem den Publikumspreis, über den alle Konferenzteilnehmer*innen abstimmen konnten. Die Gewinnerteams erhalten eine Förder-Zusage in Höhe von jeweils 10.000 Euro aus dem mFUND für die Umsetzung ihrer Ideen. Alle neun Finalist*innen bekommen zusätzlich die Möglichkeit, ihre Konzepte in einer Sonderkategorie für eine Förderung durch den mFUND einzureichen.

Zu den Gewinner*innen sagte Bundesminister Volker Wissing: „Mehr und bessere Daten verfügbar zu machen, darum geht es auch bei der Digitalstrategie. Wir brauchen Daten, denn sie helfen uns, nachhaltige und effiziente Lösungen zu finden. Das zeigen unsere mFUND-Projekte – und das haben die Gewinner beim Start-up-Pitch bewiesen!“

Auf der Leinwand im Saal der mFUND-Konferenz erscheinen ganz viele Wörter in einer Wolke, die für Bewertungen der Teilnehmenden stehen

Foto: BMDV/Georg Kassner

In einem Online-Formular konnten die Teilnehmenden eingeben und anhand von Schlagworten beschreiben, was sie von der diesjährigen mFUND-Konferenz mitnehmen. Das Feedback wurde am Ende auf der großen Leinwand im Saal eingeblendet.
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