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Straßenschild im luxemburgischen Ort Schengen

Digitales Testfeld Deutschland-Frankreich-Luxemburg: Kompatibilität auf dem Prüfstand

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Kirsten Lange

Digitales Testfeld Deutschland-Frankreich-Luxemburg: Kompatibilität auf dem Prüfstand

Im Jahr 2017 beschlossen Deutschland, Frankreich und Luxemburg, ein länderübergreifendes digitales Testfeld einzurichten. 2019 starteten die ersten Projekte. Sie liefern Wissen darüber, wie automatisiertes und vernetztes Fahren über Grenzen hinweg funktioniert.

Das Drei-Länder-Testfeld

Das Digitale Testfeld Deutschland-Frankreich-Luxemburg führt vom saarländischen Merzig über Saarlouis und Saarbrücken nach Metz in Frankreich sowie Schengen und Bettemburg in Luxemburg. Es umfasst eine Strecke von 215 Kilometern, über Stadtstraßen, Landstraßen und Autobahnen.

Karte des grenzüberschreitenden Testfelds Deutschland-Frankreich-Luxemburg mit Markierung der Orte Merzig, Saarbrücken, Metz und Luxembourg
Das Testfeld verläuft auf einem grenzüberschreitenden Straßennetz zwischen dem Saarland (Merzig–Saarlouis–Saarbrücken), der französischen Region Metz und dem Süden Luxemburgs.
Die Infrastruktur

Grenzübergänge und Mautstationen sind besondere Herausforderungen auf dieser internationalen Strecke. Außerdem müssen die automatisiert und vernetzt fahrenden Fahrzeuge auf je nach Land unterschiedliche Fahrbahnmarkierungen – beispielsweise in Baustellen –, Verkehrszeichen und Regelgeschwindigkeiten reagieren.

Kameras und Zählschleifen, die in die Fahrbahn eingelassen sind, sammeln Daten. Informationen bekommen die Fahrzeuge unter anderem von Streckenbeeinflussungsanlagen (SBA) an der Autobahn, von Sensoren, die Glätte melden, und von Roadside Units (RSU) an verschiedenen Kreuzungen in Merzig. In der saarländischen Stadt fahren die Testfeld-Nutzer*innen auf dem ITS Testfeld Merzig, das von der Hochschule HTW Saar betrieben wird.

Die Testfeld-Betreiber*innen

Die Betreiber*inne des länderübergreifenden Testfelds sind das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), das französische Transportministerium, das Wirtschafts- und das Transportministerium in Luxemburg sowie das saarländische Verkehrsministerium.

Wenn Sie auf der oben eingebetteten Karte auf eines der Testfelder klicken und dort den Link „Mehr Informationen“ sehen, gelangen Sie darüber zu einem Beitrag über das jeweilige Testfeld. Das grenzüberschreitende Testfeld finden Sie übrigens im Südwesten bei Saarbrücken. Im Fokus stehen in den Beiträgen die jeweilige Infrastruktur und Nutzung von Technologien sowie die laufenden Forschungsprojekte. Nach und nach werden wir Ihnen so die derzeitigen deutschen Testfelder für automatisiertes und vernetztes Fahren vorstellen.

Diese Karte der digitalen Testfelder in Deutschland erhebt noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ihnen fehlt ein Testfeld oder ist ein Fehler aufgefallen? Melden Sie sich bei uns! Per E-Mail an redaktion@emmett.io oder via LinkedIn oder Twitter.

Die Forschungsziele

Automobilunternehmen, IT-Firmen und Forschungseinrichtungen können auf dem Testfeld erproben, wie automatisiertes und vernetztes Fahren über Grenzen hinweg funktioniert und welche technischen Herausforderungen existieren. Die größte: Die Systeme in allen drei Ländern müssen miteinander kompatibel sein, es darf keine Aussetzer beim Grenzübertritt geben – das wäre ein Sicherheitsrisiko.

Gleichzeitig lernen Testfeld-Nutzer*innen und -Betreibende mehr darüber, welche rechtlichen Regelungen für grenzüberschreitendes automatisiertes Fahren wichtig sind und wie sich das vernetzte Fahren über Grenzen auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirkt. Zwischen den drei Ländern sind jeden Tag Tausende Pendelnde unterwegs, die meisten mit dem Auto.

Die Verantwortlichen der drei Länder erhoffen sich außerdem Erkenntnisse darüber, wie sich die vielen Daten, die beim grenzüberschreitenden automatisierten und vernetzten Fahren entstehen, verarbeiten, speichern, verwerten und weitergeben lassen.

In Deutschland, Frankreich und Luxemburg gibt es je eine zentrale Anlaufstelle: Dort bekommen interessierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen Informationen zum Testfeld, können Projektideen anmelden und die Nutzung des Testfeldes anfragen. In Deutschland übernimmt die Kommunikations- und Koordinierungsplattform Automatisiertes Fahren (KOAF) beim BMDV diese Aufgabe.

Cockpit-Ansicht eines autonom fahrenden Testfahrzeugs mit Bildschirm am Armaturenbrett und Sicherheitsfahrer ohne Hände am Lenkrad

Foto: HTW Saar

Im Projekt Terminal wird das automatisierte Fahren im Pendelverkehr getestet. Dabei ist stets ein*e Sicherheitsfahrer*in an Bord.
Die Forschungsprojekte

Zwei größere internationale Projekte liefen bis Ende 2021 beziehungsweise Ende 2022 auf dem Digitalen Testfeld Deutschland-Frankreich-Luxemburg.

5G CroCo

Das Projekt „5G CroCo“ untersuchte grenzüberschreitende Anwendungen des Mobilfunkstandards 5G. Insgesamt 24 Partner*innen aus sieben Ländern, vor allem Automobil- und Mobilfunkunternehmen, arbeiteten daran, dass vernetzte autonome Mobilitätsdienste auch über Ländergrenzen hinweg funktionieren.

Terminal

Das Projekt „Terminal“ erforscht, ob und wie sich automatisiert fahrende Busse für einen grenzüberschreitenden Pendelverkehr eignen. Dabei untersuchen die Projektpartner*innen zum einen die technischen Herausforderungen. Zum anderen wollen sie herausfinden, ob Fahrgäste diese Technologie akzeptieren und wie sich automatisierte Fahrzeuge in den bestehenden ÖPNV integrieren lassen.

Hand mit Smartphone, auf dem eine Mobilitäts-App zu sehen ist
Foto: HTW Saar
Im Testbetrieb ließ sich ein Shuttle per App anfordern.
weißes Auto in einem Wohngebiet, mit Logos verschiedener Projekt-Partner*innen auf der Karosserie
Foto: HTW Saar
Eines der Testfahrzeuge.

Erprobt werden auch On-Demand-Shuttle-Dienste, die sich per App anfordern lassen: Zwischen Juli und September 2021 konnten sich Berufspendler*innen zwischen Creutzwald in Frankreich und Überherrn im Saarland damit zu ihrem Arbeitsplatz bringen lassen. Die Forscher*innen sammelten während der Testphase technische Fahrzeugdaten. Die Daten geben Auskunft darüber, wann und in welchen Situationen die E-Fahrzeuge im Autopilotmodus selbst gefahren sind und wann die Begleitfahrer*innen die Kontrolle übernehmen mussten. Auch die Erfahrungen der Fahrgäste fließen in das Projektergebnis ein.

Im Rahmen des Projekts soll eine Handreichung für Verkehrsbetriebe in ländlichen Gebieten entstehen, die thematisiert, wie sich grenzüberschreitende automatisiert fahrende Pendelbusse einsetzen lassen. Außerdem wollen die Projektpartner*innen Handlungsempfehlungen für Politik und Mobilitätsanbieter*innen veröffentlichen.

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