Foto: DLR

Aufnahme einer Autobahn bei Nacht, durch Langzeitbelichtung erzeugen die Scheinwerfer der Autos einen Lichtstreifeneffekt

Testfeld Niedersachsen für automatisierte und vernetzte Mobilität

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Kirsten Lange

Testfeld Niedersachsen für automatisierte und vernetzte Mobilität

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erforscht in Niedersachsen auf einer Strecke von 280 Kilometern das automatisierte Fahren. Dafür hat das DLR das digitale Testfeld in Braunschweig, die Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM), nach und nach um Autobahnen und Bundesstraßen erweitert.

Das Testfeld im Städtedreieck

Auf einer Strecke von 280 Kilometern im Dreieck Hannover – Hildesheim/Salzgitter – Braunschweig/Wolfsburg beobachtet der Testfeldbetreiber den Verkehr auf Autobahnen sowie Bundes- und Landstraßen. Das Testfeld Niedersachsen ist die Weiterentwicklung der Anwendungsplattform Intelligente Mobilität (AIM) in Braunschweig. Sie wurde in mehreren Schritten um Autobahnen sowie Bundes- und Landstraßen erweitert und ist weiterhin ein zentraler Bestandteil des Testfelds Niedersachsen. Dieses umfasst nun auch Abschnitte der Autobahnen A 2, A 7, A 39 und A 391 sowie Teile der Bundes- und Landstraßen B 3, B 6, B 243 und L 295.

Straßenkarte des digitalen Testfelds Niedersachsen mit Markierung der AIM in Braunschweig

Karte: DLR

Auf einer Strecke von 280 Kilometern im Dreieck Hannover–Hildesheim/Salzgitter–Braunschweig/Wolfsburg beobachtet das DLR den Verkehr auf Autobahnen sowie Bundes- und Landstraßen.
Die Infrastruktur

Erfassungstechnik:

Auf der A 39 zwischen Braunschweig und Wolfsburg stehen auf etwa acht Kilometern 71 Masten mit je vier Hochleistungskameras. Sie zeichnen den Verkehr rund um die Uhr auf und stellen die Daten in Echtzeit den Testfahrzeugen zur Verfügung. Dieser Streckenabschnitt auf der A 39 bildet den Schwerpunkt des Testfelds Niedersachsen.

Zwei Hochleistungskameras, die an einem Mast an der Autobahn 39 befestigt sind

Foto: DLR

Vier Hochleistungskameras je Mast nehmen den Verkehr in beiden Richtungen auf.
Das Innenleben einer Hochleistungskamera

Foto: DLR

Das Innenleben eines Kamerakopfes.
Ein von Autos und LKWs befahrener Abschnitt der Autobahn 39, an dem Masten mit Kameras stehen

Foto: DLR

Kommunikationstechnik:

Die Fahrzeug-zu-X-Kommunikation zwischen Fahrzeug und Infrastruktur übernehmen Roadside Units (RSU) an der A 39. Per WLAN erfassen sie Daten, die die vorbeifahrenden Fahrzeuge aussenden. Außerdem können die RSUs auch selbst Daten versenden. Die Kommunikation zwischen Infrastruktur und Fahrzeugen auf dem Testfeld ist zudem auch über Mobilfunk möglich.

Die Fahrzeuge auf dem Testfeld empfangen beispielsweise Informationen zu Unfällen, Sperrungen und Baustellen, zu Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverboten. Diese Daten stammen unter anderem von den Streckenbeeinflussungsanlagen (Schilderbrücken), von Induktionsschleifen in der Fahrbahn oder vom Mobilitäts Daten Marktplatz (MDM), einer deutschlandweiten digitalen Plattform für Mobilitätsdaten, die in diesem Jahr von der Mobilithek abgelöst wurde.

Mobile Aufbauten:

Über mobile Aufbauten ist die auf der A 39 montierte Erfassungs- und Kommunikationstechnik überall auf dem Testfeld Niedersachsen einsetzbar. Mehr zur Kommunikationstechnik, der Erfassungstechnik, den mobilen Aufbauten und das Hintergrundsystem auf dem Testfeld Niedersachsen lesen Sie hier.

Über die interaktive Karte des Testfeldgebietes erfahren Sie, welche Dienste in den verschiedenen Testfeldabschnitten zur Verfügung stehen.

Der Testfeldbetreiber

Wie bei der AIM in Braunschweig ist auch beim Testfeld Niedersachsen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) der Betreiber. Das DLR hat das Testfeld aufgebaut, unterstützt vom Land Niedersachsen und von folgenden Firmen und Verbänden: ADAC Niedersachsen/ Sachsen-Anhalt, Continental, Siemens, der Ingenieursgesellschaft IAV automotive engineering, den Softwareunternehmen NordSys und Oecon, Volkswagen und der Wolfsburg AG, einem Gemeinschaftsunternehmen der Stadt Wolfsburg und der Volkswagen AG.

Der Aufbau des Testfelds Niedersachsen wird mit insgesamt 2,5 Millionen Euro von den Niedersächsischen Ministerien für Wirtschaft und Wissenschaft sowie aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Wie das Braunschweiger Testfeld AIM ist auch das überregionale Testfeld Niedersachsen als Großforschungsanlage angelegt. Das bedeutet unter anderem, dass das Institut für Verkehrssystemtechnik des DLR nach dem Aufbau des Testfelds mindestens zehn Jahre lang sicherstellt, dass das Testfeld für Forschungsprojekte genutzt wird – für DLR-eigene Projekte sowie für Projekte anderer Forschungseinrichtungen und Unternehmen.

Wenn Sie auf der oben eingebetteten Karte auf eines der Testfelder klicken, und dort den Link „Mehr Informationen“ sehen, gelangen Sie darüber zu einem Beitrag über das jeweilige Testfeld. Im Fokus stehen darin die dort vorhandene Infrastruktur und Nutzung von Technologien sowie die laufenden Forschungsprojekte. Nach und nach werden wir Ihnen so die derzeitigen deutschen Testfelder für automatisiertes und vernetztes Fahren vorstellen.

Diese Karte der digitalen Testfelder in Deutschland erhebt noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ihnen fehlt ein Testfeld oder ist ein Fehler aufgefallen? Melden Sie sich bei uns! Per E-Mail an redaktion@emmett.io oder via LinkedIn oder Twitter.

Die Forschungsziele

Wichtige Ziele des Testfelds sind nach Aussage des Landes Niedersachsen die Weiterentwicklungen des automatisierten und teilautomatisierten Fahrens, sodass weniger Staus, weniger Unfälle sowie weniger Emissionen entstehen und Fahrer*innen entspannter unterwegs sind.

Wie auf der Forschungskreuzung im Braunschweiger Testfeld AIM wird hier auf Autobahnen und Bundesstraßen beobachtet, wie die Fahrer*innen sich verhalten und an welchen Stellen sie anders als erwartet reagieren. Die Forscher*innen untersuchen die Daten, um herauszufinden, was Assistenz- und Automationssysteme leisten müssen, beispielsweise Systeme für automatisches Abstandhalten oder sichere Spurwechsel. Dabei analysieren sie insbesondere Situationen wie Stau-Enden, Einfädeln und Überholmanöver.

Auf dem Testfeld Niedersachen können Hochschulen und andere wissenschaftliche Einrichtungen sowie Unternehmen automatisiertes Fahren in unterschiedlichen Verkehrssituationen und auf verschiedenen Straßentypen erproben und untersuchen. Wer zu Testzwecken auf dem Testfeld unterwegs ist, bekommt hochgenaue digitale Karten zur Verfügung gestellt.

Für wissenschaftliche Zwecke stellt das DLR Universitäten und Forschungseinrichtungen Daten aus dem Testfeld kostenfrei zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem hochgenaue Karten, Fahrzeug-zu-X-Kommunikationsdaten – also beispielsweise Daten, die bei der Kommunikation zwischen den Fahrzeugen und der Infrastruktur entstehen – und Kamera-Daten.

Die Projekte

Mit Partner*innen aus Industrie und Wissenschaft setzt das DLR verschiedene Projekte auf dem Testfeld Niedersachsen um – beispielsweise das Projekt DIGEST: Digitaler Zwilling des Verkehrssystems Straße. Die Projektpartner*innen wollen eine realistische digitale Nachbildung der Straße – also einen digitalen Zwilling – schaffen. Dieser simuliert alle Gegebenheiten, Verkehrssituationen und Umwelteinflüsse. Der digitale Zwilling soll am Ende in ganz Europa angewendet werden können und die Einführung von Maßnahmen für vernetztes und automatisiertes Fahren erleichtern – also beispielsweise bei der Planung intelligenter Infrastruktur unterstützen, die mit Fahrzeugen kommuniziert.

computerspiel-artige Darstellung eines Autobahnabschnitts

Bild: DLR

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